Standpunkt

Inszenierung reicht nicht – Warum wir Fronleichnam neu denken müssen

Veröffentlicht am 19.06.2025 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ist das Fronleichnamsfest in der Krise? Für Claudia Pfrang braucht es mehr als Liturgie und Inszenierung. Angesichts sinkender Glaubwürdigkeit und Relevanz fordert sie: Die Kirche muss das Fest radikal neu gestalten.

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Vor kurzem war vom Münchner Theater-, Opern- und Filmregisseur Regisseur Philipp Stölzl zu lesen, dass Theater und Katholizismus eine große Schnittmenge haben: "Diese Lust an Bildern und Zauberei – das ist schon sehr mystisch." Ohne Zweifel – es ist genau diese Lust und die Gabe der Inszenierung, die viele Menschen am Katholisch sein fasziniert. 

An Fronleichnam wird dies wieder deutlich. Jede katholisch sozialisierte Person wird damit eigene Bilder verbinden. Bilder von Blasmusik, mitgetragenen Heiligen, Himmel samt elegant gekleideten Trägern mit Handschuhen und natürlich der Priester mit ausladendem goldenen Chormantel mitsamt der Monstranz. Ist das noch die Form, um den Glauben in die Welt zu tragen und zu zeigen, wofür Christinnen und Christen stehen? Sind diese Prozessionen, bei denen mancherorts mehr Menschen am Rande stehen als mitgehen, nicht eher Folklore, die eine Kirche des vergangenen Jahrhunderts widerspiegeln – mit barockem Prunk und Pracht?  

Gefeiert wird an Fronleichnam das "Hochfest des Leibes und Blutes Christi", das unter Papst Urban IV. 1264 zum offiziellen Fest wurde. Die Eucharistie ist laut II. Vatikanum „Quelle und Höhepunkt“ kirchlichen Handelns. Doch wo immer weniger Menschen diese Quelle nicht mehr suchen, wird eine noch so perfekte Inszenierung dieses Desinteresse nicht beheben. 

Angesichts einer Kirche, die an Glaubwürdigkeit und Relevanz verloren hat, stellt sich die Frage: Sollten wir uns nicht von solchen Traditionen verabschieden oder sie radikal neu gestalten? Auch wenn die Prozession ein Ausrufezeichen sein kann, zeigt sie auf den ersten Blick nicht gerade das, was die Botschaft Jesu nicht sein will – nämlich Pomp, Macht und Hierarchie? Wenn der Inhalt für so viele bedeutungslos ist, wäre es nicht notwendig, neu zu überlegen, wie Kirche zeigen kann, dass wir mit Gott unterwegs sind? 

Dazu braucht es weit mehr als Liturgie und Inszenierung. Es braucht Menschen und eine Kirche, die glaubwürdig in Wort und Tat den Spuren Jesu folgt. Das meint heute: sich unabdingbar für Menschenwürde einzusetzen, auch wenn es, wie es Engagierte oft erleben, Hass und Hetze bedeutet. So werden sie, und das nicht nur einmal im Jahr, selbst zur Monstranz – zum Zeigegefäß, das zeigt, worum es uns Christen geht. 

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.