Tor, Punkt und Amen – Die Päpste und der Sport
Da tauschte er kurzerhand sein weißes Mützchen, den sogenannten Pileolus, gegen eine schwarze Kappe der Chicago White Sox. Warum nicht? Papst Leo XIV. ist bekennender Fan des Baseballteams aus der "Windy City". Dreimal konnten die White Sox bislang die MLB-Meisterschaft für sich entscheiden – zuletzt 2005. Damals saß ein gewisser Robert Francis Prevost im Stadion und jubelte. Zwanzig Jahre später steht er als Papst Leo XIV. auf dem Petersplatz – mit geschenkter White-Sox-Kappe, vor zehntausenden Gläubigen.
Das Bild des Papstes mit Baseballkappe sorgte weltweit für Schmunzler. Vielleicht hoffen die White Sox nun auf einen kurzen Draht nach oben. Doch Leo liebt nicht nur den Baseball – er ist auch passionierter Tennisfan. Kurios genug, dass ausgerechnet während des Tennisturniers Internazionali d'Italia in Rom das Konklave ihn zum Papst wählte. Wenige Tage später empfing er Tennisstar und Weltranglistenersten Jannik Sinner. "Hier, der Ball, wenn du ein bisschen spielen willst", scherzte Sinner. "Aber wir werden hier etwas kaputt machen … Besser nicht!", entgegnete Leo lachend.
Zu einem Match kam es bislang nicht – aber Lust hätte der Papst. Schon 2023 bekannte er in einem Interview: "Ich bin ein passabler Amateur-Tennisspieler. Seit ich Peru verlassen habe, hatte ich nur wenige Gelegenheiten zu trainieren, also freue ich mich darauf, wieder auf den Platz zu gehen." In Peru war er über ein Jahrzehnt als Missionar und später als Bischof tätig, bevor Franziskus ihn in den Vatikan holte. Für Tennis blieb da wenig Zeit – aber fürs Fitnessstudio reichte es allemal. Laut Trainer Valerio Masella trainierte Leo zwei- bis dreimal pro Woche. "Er ist in außergewöhnlicher körperlicher Verfassung, typisch für jemanden, der nie aufgehört hat, Sport zu treiben", sagte Masella der Zeitung Il Messaggero. Der Papst habe ihm erzählt, dass er schon als Junge sportbegeistert war und sich für viele Disziplinen interessierte.
Franziskus schwärmte für Fußball-Legende Pelé
Auch sein Vorgänger Franziskus war sportaffin – allen voran in Sachen Fußball. Als Kind ein glühender Fan von Atlético San Lorenzo, verfolgte er die Spiele im "Viejo Gasómetro", dem alten Stadion des Clubs. Selbst habe er zwar gespielt, aber: "Ich war das, was man in meiner Heimat einen Holzfuß nennt", sagte er einmal. Laut seiner Autobiographie wurde mit einem Ball aus Stofffetzen gespielt, er selbst stand auf dem Bolzplatz immer im Tor. 2014, nach dem Titelgewinn der Copa Libertadores, empfing er die Spieler seines Vereins im Vatikan. Auch wenn Franziskus eher für Pelé schwärmte, kam es zu einem berühmten Treffen mit Maradona. Der sagte später, die Begegnung mit dem Papst habe ihn inspiriert, zur Religion zurückzukehren.

Auch wenn Franziskus eher für Pelé schwärmte, kam es zu einem berühmten Treffen mit Maradona. Der sagte später, die Begegnung mit dem Papst habe ihn inspiriert, zur Religion zurückzukehren.
Franziskus mochte auch Basketball – und das nicht nur am Rande. Einst sagte er, der Basketball ist ein Sport, der "in den Himmel erhebt". Dieser Sport trainiere die Fähigkeit, "nach oben, zum Korb hin, zu schauen" und sei deshalb eine Herausforderung zu jene, die es gewohnt seien, "immer mit dem Blick auf den Boden zu leben". Eine Einladung zum Aufschauen, im wörtlichen wie übertragenen Sinn.
Ganz anders Benedikt XVI., der Theologe auf dem Papstthron. Sportlich war er weniger, Berichten zufolge soll er den Sport in jungen Jahren als “wahre Folter” bezeichnet haben, doch sein Blick auf etwa Fußball war umso reflektierter. In einer frühen Reflexion zur Fußball-WM bezeichnete er das Spiel als "Tun, das ganz frei ist, ohne Zweck und ohne Nötigung" – eine Art "versuchter Heimkehr ins Paradies" aus dem Ernst des Alltags. Durch Training gewinne der Spieler Verfügung über sich selbst – dies gelte es einzubinden in das disziplinierte Miteinander, vereint in einem gemeinsamen Ziel. Dabei blieb er nicht immer nur abstrakt: 2006, vor dem Länderspiel Deutschland–Italien, rief Benedikt zu Toleranz auf, nachdem es in Stadien zu rassistischen Ausschreitungen gekommen war.
Der "Athlet Gottes"
Und dann war da noch Johannes Paul II. – der sportlichste unter den Päpsten der Neuzeit. Schon als junger Mann in Polen war Karol Wojtyła ein begeisterter Skifahrer, Schwimmer und Wanderer. Fußball spielte er als kleiner Junge auf den Bolzplätzen seiner Heimatstadt Wadowice – als Torwart. Mit der Zeit hatte es ihm der FC Barcelona angetan, bei dem er später dann Ehrenmitglied war – wie auch bei Schalke 04. Legendär sind aber die Bilder des Papstes beim Skifahren.

Schon als junger Mann in Polen war Karol Wojtyła ein begeisterter Skifahrer, Schwimmer und Wanderer. Auch als Papst blieb er aktiv.
Der "Athlet Gottes", wie man ihn nannte, trug diesen Titel mit Humor. Den Sport sah er mehr als bloßen Wettkampf an – ein Raum für Würde, Gemeinschaft und Fairness. Im Heiligen Jahr 2000 predigte er vor 80.000 jungen Sportlern im Olympiastadion in Rom und betonte die Rolle des Sports bei der Förderung von Hoffnung und Frieden. Doch auch Kritik gab es, vor allem wegen Kommerz, politischer Vereinnahmung oder Doping. Sport, so mahnte er, solle dem Menschen dienen – nicht der Macht oder dem Profit.
Ob auf dem Platz oder im Stadion – der Sport ist für die vergangenen Päpste anscheinend mehr als nur ein Spiel gewesen. Er ist Ausdruck von Gemeinschaft, wo der Mensch im Miteinander aufblüht. Bisweilen reicht schon eine Baseballkappe auf dem Petersplatz, um daran zu erinnern: Der Glaube braucht nicht nur Ernst, sondern auch Leichtigkeit – und manchmal zeigt sich beides in einer schwarzen Baseballkappe unter römischer Sonne.