Protest nach Nachrichtensendung

ORF weist Bischofs-Kritik an Heiligenkreuz-Berichterstattung zurück

Veröffentlicht am 24.06.2025 um 15:14 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die österreichischen Bischöfe sehen sich in Misskredit gebracht: Konnte man einen Nachrichtenbeitrag so verstehen, als forderten relevante Kreise in der Kirche Österreichs die Todesstrafe für Häresie? Der ORF findet diese Interpretation abwegig.

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Der ORF weist die Kritik der Österreichischen Bischofskonferenz an seiner Berichterstattung über die Apostolische Visitation im Stift Heiligenkreuz zurück, durch die die Bischöfe die Kirche diskreditiert sahen. Auf Anfrage von katholisch.de betonte der für die Sendung "ZIB 2" verantwortliche Redaktionsleiter Christoph Varga, dass es in dem Beitrag allein um die Vorkommnisse in Heiligenkreuz gehe. "Das wurde auch entsprechend ausgeschildert", so Varga weiter. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, sein Stellvertreter, Bischof Manfred Scheuer, und Medienbischof Wilhelm Krautwaschl hatten in einem Brief protestiert, weil sie in der Nachrichtensendung ein falsch gezeichnetes Bild der Kirche insgesamt erkannten: Der Beitrag in der Sendung vom 17. Juni könne so verstanden werden, dass es in der katholischen Kirche Österreichs Strömungen gebe, die die Todesstrafe für Häresie fordern, so die Bischöfe.

In der Nachrichtensendung sagte die Linzer Theologin Sigrid Rettenbacher: "Es gibt Strömungen in der Kirche, die diese Todesstrafe für Häretiker auch fordern." Damit bezog sie sich auf den Heiligenkreuzer Pater Edmund Waldstein, der in seinen Veröffentlichungen unter anderem die Lehre von Papst Leo X. (1475–1521) zur Todesstrafe für Häretiker verteidigt hatte. Auf eine Veröffentlichung Rettenbachers auf dem Portal "Feinschwarz" hin distanzierte sich Waldstein davon: "Ich befürworte solche Strafen heute nicht! Ich unterstützte voll und ganz, dass das päpstliche Lehramt die Anwendung der Todesstrafe allgemein und die Bestrafung von Häretikern durch die weltliche Gewalt heute ablehnt."

Keine Verbindung von Amtskirche mit Waldsteins Positionen im Beitrag

Für den ORF-Journalisten Varga ist es abwegig, dass der Beitrag über die Apostolische Visitation im Sinne der Kritik der Bischöfe verstanden werden kann: "Mit keinem Wort wurde erwähnt oder auch nur insinuiert, dass die Amts-Kirche Äußerungen wie die des Herrn Waldstein gut heißt." In den Augen der Bischöfe lässt die Aussage Rettenbachers, dass es gleich ganze "Strömungen" gebe, die einen solchen "barbarischen Rückschritt" fordern, den Eindruck entstehen, dass es sich um tatsächlich verbreitete katholische Positionen handle. "Diese Darstellung entspricht jedoch keinesfalls der kirchlichen Realität – gerade nicht in Österreich", halten die drei Bischöfe fest.

Im Mai hatte sich die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck von Waldstein distanziert und ihm nahegelegt, auf die geplante Einreichung seiner moraltheologischen Habilitationsarbeit zu verzichten. Als Begründung führte der Dekan der Fakultät Medienberichte an, die Waldstein in die Nähe von rechtskonservativen und reaktionären Netzwerken gerückt hatten, unter anderem den Beitrag bei "Feinschwarz". Die ordenseigene Hochschule Heiligenkreuz, an der Waldstein lehrt, wies eine Verbindung Waldsteins zu christlich-fundamentalistischen Gruppierungen zurück.

In der vergangenen Woche teilte das Stift Heiligenkreuz mit, dass das vatikanische Ordensdikasterium eine Visitation der Zisterzienserabtei angeordnet hat. Aus dem kurz darauf öffentlich gewordenen Dekret zur Visitation geht hervor, dass die Visitatoren "den Leitungsstil der Abtei in seiner Gesamtheit sowie das persönliche Führungsverhalten des Abtes eingehend zu prüfen" haben. Neben der Beachtung und Umsetzung des kirchlichen Rechts soll geprüft werden, "in welchem Maß geistliche Autorität in verantwortungsbewusstes und dienendes Handeln umgesetzt wird und wie innerhalb der Gemeinschaft mit Kritik, Anregungen und Rückmeldungen umgegangen wird, insbesondere im Hinblick auf Offenheit, Dialogfähigkeit und konstruktive Konfliktkultur". Ob und inwiefern die Kritik an Waldstein für die Anordnung der Visitation eine Rolle gespielt hat, ist aus dem Dekret nicht ersichtlich. (fxn)