Erzbischof Bentz: Israel muss der Verantwortung für Region nachkommen

Jüdische Siedler legen erneut Feuer in christlichem Dorf

Veröffentlicht am 11.07.2025 um 15:51 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem/Bonn ‐ Wieder ist das christliche Dorf Taybeh bei Ramallah Ziel von Brandanschlägen radikaler jüdischer Siedler geworden. Auch der Nahost-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Udo Markus Bentz, bezieht deutlich Stellung zu den Vorfällen.

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Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ist das christliche Dorf Taybeh östlich von Ramallah offenbar Ziel von Brandstiftung durch extremistische jüdische Siedler geworden. Am Freitag sind nach Angaben des lateinischen Pfarrers Baschar Fawadleh Felder in der Nähe von Wohnhäusern sowie hinter der historischen Georgskirche (siehe Bild) angezündet worden. Es sei gelungen, die Feuer unter Kontrolle zu bringen, sagte Fawadleh der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Bereits am Montag hatten Siedler laut Kirchenvertretern ein Feuer bei der Georgskirche gelegt. Das rasche Eingreifen der Bevölkerung habe eine Zerstörung der antiken Kirchenruine verhindert. Zudem berichtete Fawadleh, dass Siedler Kuhherden durch den Ort und über die Ländereien seiner Bewohner trieben.

"Systematische Attacken"

Die Geistlichen der drei im Ort vertretenen christlichen Konfessionen hatten in einer Stellungnahme tägliche "systematische Attacken" von Siedlern beklagt, die bewusst auf die christliche Identität der Einwohner und deren religiöses Erbe zielten. Sie riefen Diplomatie und Kirchen dazu auf, Druck auf die israelische Besatzung auszuüben und eine sofortige und transparente Untersuchung der Zwischenfälle durchzusetzen.

Taybeh, das mit dem neutestamentlichen Ephraim identifiziert wird, gilt als der letzte rein christliche Ort im Westjordanland. Seine Georgskirche, deren Geschichte ins 5. Jahrhundert zurückreicht, gilt als eines der ältesten religiösen Wahrzeichen Palästinas

"Alltagserfahrung der dort ansässigen Bevölkerung"

Auch die Deutsche Bischofskonferenz verurteilt die erneute Gewalt durch die jüdischen Siedler. "Längst handelt es sich nicht mehr um Einzelfälle, sondern um die Alltagserfahrung der dort ansässigen Bevölkerung, die eingeschüchtert werden soll, um sie zur Auswanderung zu veranlassen", so der Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, Erzbischof Udo Markus Bentz. Die Siedlergewalt verschärfe die ohnehin schon stark beeinträchtigte Lebenssituation der Palästinenser im Westjordanland. Es sollte dabei auch beachtet werden, dass das christliche Leben ein wichtiger Bestandteil des palästinensischen Volkes ist.

Bentz forderte den israelischen Staat auf, seiner Verantwortung für die Region nachzukommen. "Die Übergriffe müssen verhindert und Straftäter zur Verantwortung gezogen werden. Andernfalls wird nicht nur das internationale Renommee Israels beschädigt, sondern jeder Rest an Zukunftshoffnung, der unter den Palästinenser noch gegeben sein mag, zerstört", so der Paderborner Erzbischof. (KNA)