Erzbischof Bentz warnt vor Vereinnahmung des Lebensschutzes

In der Debatte um die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf warnt der Paderborner Erzbischof vor der Vereinnahmung des Lebensschutzes durch Ideologen. "Lebensschutz darf kein taktisches Argument sein", erklärte Udo Markus Bentz am Freitag. "Wer ihn instrumentalisiert, spricht am Ende nicht mehr für das Leben, sondern nur noch gegen andere." Der Schutz ungeborenen Lebens sei ein zentrales ethisches Anliegen und durch das Grundgesetz gesichert. In der Diskussion um die Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht liege aber nah, dass rechtspopulistische und demokratiefeindliche Kräfte das Thema für sich genutzt hätten.
Brosius-Gersdorf war von der SPD als Richterin vorgeschlagen worden. Die für vergangene Woche geplante Wahl kam nicht zustande, nachdem in der Unionsfraktion Vorbehalte gegen die Juristin laut geworden waren. Im Zentrum der Kritik stand unter anderem ein Satz der Verfassungsrechtlerin in einem Kommissionsbericht zum Thema Abtreibung aus dem vergangenen Jahr. Darin schreibt sie: "Es gibt gute Gründe dafür, dass die Menschenwürdegarantie erst ab Geburt gilt."
Lebensschutz aus Solidarität
Gegen die Vorwürfe setzte sich Brosius-Gersdorf jedoch zur Wehr. In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz sagte die Juristin: "Ich bin nie eingetreten für eine Legalisierung oder Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur Geburt." Falsch sei auch, "dass ich gesagt haben soll oder geschrieben haben soll, dass der Embryo kein Lebensrecht hat".
Bentz betonte, Lebensschutz sei ein hohes Gut, aber kein einfaches. "Wer ihn ernst nimmt, darf die Spannungen nicht übersehen, die daraus entstehen – in unserer Gesellschaft und in den Biografien einzelner." Lebensschutz sei kein Thema einzelner Gruppen. "Er ist keine konservative Position, sondern Ausdruck einer humanen, solidarischen Gesellschaft."
Er rief dazu auf, Verantwortung für Lebensschutz zu übernehmen, etwa durch Unterstützung von Frauen in Schwangerschaftskonflikten und Menschen mit Behinderung sowie deren Familien. "Wer für das Leben einsteht, muss auch jenen zur Seite stehen, die das Ja zum Leben tagtäglich mittragen." (KNA)