Deutscher Fernsehpreis für "Against all Gods – Die Glaubens-WG"
Die ZDF-Produktion "Against all Gods – Die Glaubens-WG" aus der Reihe "37 Grad" ist am Mittwoch in Köln mit dem Deutschen Fernsehpreis 2025 in der Kategorie Infotainment ausgezeichnet worden. In der sechsteiligen Reportage-Serie verbringen fünf Menschen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften und eine Atheistin sechs Tage in einer Wohngemeinschaft und tauschen sich über ihren Glauben und ihr Leben aus. "Die Jury war mutig, ein Themenfeld auszuzeichnen, das sonst in Deutschland ein bisschen mit spitzen Fingern angepackt wird", sagt Jürgen Erbacher, der beim ZDF für die "Glaubens-WG" verantwortlich ist, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Deshalb haben wir uns natürlich riesig über diesen Preis gefreut."
Anspannung, ob das Projekt wirklich gelingen würde
Auch im "37-Grad"-Kosmos hatte das Projekt (Buch und Regie: Aurelia Kanetzky und Katharina Reinartz) einen Sonderstatus. "Wir haben im ZDF keine Hürden bei religiösen Themen. Es ging eher um das besondere Format, weil es mit der über 30-jährigen Tradition von '37 Grad' bricht". Die Reihe diskutiere üblicherweise die essenziellen Lebensfragen von Menschen, "indem wir normalerweise das Leben abbilden, wie es sich wirklich abspielt. Mit der "Glaubens-WG" haben wir erstmals eine künstliche Situation geschaffen, in der die realen Menschen mit ihren Lebens- und Glaubensgeschichten abgebildet wurden", so Erbacher.
Es habe aber von Anfang an eine Anspannung gegeben, ob das Projekt wirklich gelingen würde. "Da waren zum einen die politischen Konflikte, die im Hintergrund mitschwingen. Es war uns sehr wichtig, dass wir unter den jungen Teilnehmenden auch eine jüdische Person und eine Person islamischen Glaubens haben." Ein anderer Knackpunkt sei die Frage nach der sexuellen Identität gewesen. "Beim Thema Queer sind Religionen sehr unterschiedlich unterwegs, und wir hatten mit Josie, der Atheistin, eine Transperson", so Erbacher: "In den ersten Tagen herrschte eine gewisse Spannung, wie Einzelne auf Josie reagieren oder wie sie manche Äußerung empfinden würde." Als zuständiger Redakteur ist Erbacher besonders froh, dass alle Protagonisten die vollen sechs Tage dabeigeblieben sind. Es habe schon die Sorge gegeben, dass "jemand unterwegs aussteigt und sagt, jetzt ist für mich eine Grenze überschritten". Für ihn ist es daher "gerade die Stärke des Formats, dass trotz unterschiedlicher Meinungen und Positionen alle geblieben und respektvoll miteinander umgegangen sind".
Vergleiche mit der Reality-Show "Big Brother"
Dass bei der Vorstellung des Projekts Vergleiche mit der Reality-Show "Big Brother" laut wurden, nahm das "37-Grad"-Team gelassen. "Wir haben damit gerechnet. Aber wir hatten nicht 24 Stunden am Tag Kameras in allen Zimmern und Ecken dieser Wohnung, sondern haben uns auf bestimmte Bereiche fokussiert", sagt Erbacher. Der Erfolg des Formats und der Fernsehpreis seien auch ein Signal dafür, "dass wir durchaus sehr kreativ sein dürfen, auch innerhalb des '37-Grad'-Kosmos". Aktuell wird gerade an einem Projekt für 2026 mit dem Arbeitstitel "Young Sex" gearbeitet, bei dem es um das Thema Sexualität bei Menschen zwischen 17 und 30 geht.
Vorher gibt es aber im Herbst ein Wiedersehen mit der "Glaubens-WG", kündigt Erbacher an. "Josie hat jetzt die anderen Fünf besucht und erlebt zum Beispiel das christliche Osterfest bei Gloria zu Hause in der katholisch-sorbischen Gemeinschaft. Und sie ist mit Lars beim jüdischen Seder-Mahl." Ein "bisschen herausfordernd" sei für ihre eher extrovertierte Persönlichkeit allerdings das Treffen "mit unserem buddhistischen Protagonisten in einem Schweige-Retreat" gewesen. In den geplanten drei Folgen könnten die Zuschauer nun noch einmal stärker das religiöse Alltagsleben erleben, "was in der WG nicht so der Fall war", sagt Erbacher. Der Arbeitstitel der Fortsetzung lautet übrigens "Göttlich gute Freunde". (KNA)
