Selbstoptimierung schade der Gemeinschaft

Ordensmann: "Wir sind bereit zu leiden – aber nur im Fitnessstudio"

Veröffentlicht am 17.09.2025 um 10:52 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/München ‐ Die Menschen gingen ins Fitnessstudio und quälten sich oft mehr als Mönche im Mittelalter, kritisiert Bruder Paulus Terwitte. "In diesen Studios entsteht nur keine Gemeinschaft." Er wirbt für etwas anderes.

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Nach Ansicht des durch Fernsehauftritte bekannten Kapuziners Paulus Terwitte schadet Selbstoptimierung der Gemeinschaft. "Das Problem an der Selbstoptimierung ist, dass sie kein Ziel kennt außer sich selbst", sagte er der Zeitung "Welt" (Mittwoch). Menschen gingen ins Fitnessstudio und quälten sich oft mehr als Mönche im Mittelalter. "In diesen Studios entsteht nur keine Gemeinschaft."

Gemeinschaft entstehe nur dort, wo Menschen auch Konflikte aushalten, sagte Terwitte weiter. Deshalb seien Vereine wertvoller als die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, denn in Vereinen würde gemeinsam gerungen. "Heutzutage scheuen viele Menschen das Ringen und den Streit und fragen sich nur: Fühlt sich das, was ich tue, gerade jetzt gut an?"

Echte Verantwortung bedeute, Spannungen auszuhalten und um seiner Werte willen zu leiden. "Wir sind bereit zu leiden – aber nur im Fitnessstudio", so der Kapuziner. Gute Beziehungen wüchsen auch im Konflikt. Terwitte warb auch für den Mut zu Veränderungen: "Denn wer sich verändert, setzt sein Umfeld unter Zugzwang." Es brauche Neugier, Offenheit und Humor. Wandel sei ansteckend und notwendig, "Veränderung und Überraschung ein Lebenselixier". (KNA)