Die Hilfswerke sollten gemeinsam für einen Aufbruch stehen

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Als das Bischöfliche Hilfswerk Misereor 1958 gegründet wurde, war das Ziel die weltweite Armuts- und Hungerbekämpfung. Ein hehres Ziel. Doch immer wieder muss die Frage nach der Wirksamkeit der eigenen Arbeit gestellt werden – das gilt für alle Hilfswerke und die Entwicklungszusammenarbeit insgesamt. In einem aktuellen Interview des Misereor-Hauptgeschäftsführers Andreas Frick mit der "Herder Korrespondenz" ist davon leider wenig zu finden, stattdessen wolle man den "Mächtigen ins Gewissen" reden. Doch reicht das aus?
Misereor fördert zum Beispiel Klimaprojekte in Asien, etwa im Hochtechnologieland China, und die Subsistenzwirtschaft in Afrika. Aber dass Wohlstand mit Wirtschaft und Wachstum zu tun hat, wird zu oft ausgeblendet. Privatwirtschaftliche Investitionen sieht man skeptisch. Doch was hat denn in den letzten 70 Jahren den Hunger in China und Lateinamerika besiegt? Wäre da nicht mal eine kritische Bilanz angezeigt?
Frick kritisiert im Interview die Senkung des deutschen Entwicklungsetats mit der schlichten Formel, wer aufrüsten könne, müsse auch helfen können. Doch die Kürzungen haben eben nicht nur mit Sparzwängen oder gar Hartherzigkeit zu tun, vielmehr setzt sich bei Vielen die Erkenntnis durch, dass die zahllosen wohlmeinenden Projekte schlicht Strohfeuer sein könnten.
Der Misereor-Hauptgeschäftsführer hingegen erklärt in dem Interview die Entwicklungshilfe immer noch als eine Art historischen Ablasshandel. Nach den zwei Weltkriegen wisse Deutschland, dass es "etwas gut zu machen" habe, "was durch die Schuld vorheriger Generationen zerstört worden" sei. Ist Schuld wirklich die richtige Kategorie für Hilfswerke und die Entwicklungszusammenarbeit, um die eigene Arbeit im Jahr 2025 zu begründen? Bräuchte es nicht eine grundlegende Zeitenwende auch in der Entwicklungsarbeit, damit wirklicher Fortschritt im globalen Wohlstand Maßstab des eigenen Erfolgs würde? Die Hilfswerke sollten gemeinsam für einen Aufbruch stehen.
Der Autor
Volker Resing leitet das Ressort "Berliner Republik" beim Magazin "Cicero".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.