Engere Begleitung soll Abweichungen und Missbräuche vermeiden

Laien-Dikasterium will Vereinigungen besser kontrollieren

Veröffentlicht am 09.10.2025 um 12:28 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Vereinigungen von Gläubigen prägen das Leben der Kirche. Immer wieder kommt es auch zu Missbräuchen. Schon vor einiger Zeit hat das Laien-Dikasterium daher seine Regeln verschärft – und greift auch stärker durch, wie die Nr. 3 der Behörde nun verrät.

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Das Dikasterium für die Laien legt mittlerweile einen größeren Schwerpunkt auf die Begleitung und Kontrolle von Vereinigungen von Gläubigen als früher. Bei einer Tagung an der katholischen Universität San Dámaso in Madrid sagte die Untersekretärin der Behörde, Linda Ghisoni (Foto), laut der spanischen Zeitung "Religión Digital", dass es nicht mehr damit getan sei, Vereinigungen kirchlich anzuerkennen. Ziel sei es, das Leben und die Umsetzung der Statuten einer Vereinigung zu begleiten, um "Abweichungen und Missbräuche zu vermeiden". Zu den Vereinigungen von Gläubigen zählen Verbände und geistliche Gemeinschaften.

Ein großes Problem sei in der Vergangenheit gewesen, dass Organisationen aus Sorge um ihren Ruf Missstände nicht angegangen hätten. "Es wurden schlimme Fehler begangen, wie das Verbergen von Missbräuchen unter dem naiven Vorwand, keinen Skandal zu verursachen, um die Institution zu schützen", so Ghisoni: "Das Leben hat Vorrang vor jeder Institution." Die Rechte einzelner Mitglieder dürften nie hinter die Belange der Vereinigung zurücktreten. "Die Institution besteht aus Personen, die in erster Linie als Getaufte Rechte und Pflichten haben", betonte sie.

Forderung nach Prävention gegen Missbräuche aller Art

Die 2017 von Papst Franziskus als Nr. 3 der Vatikan-Behörde berufene Kirchenrechtlerin betonte die Bedeutung von verbindlichen Strukturen in Vereinigungen wie die Vorgaben ihres Dikasteriums. Diese sehen unter anderem eine Begrenzung der Amtszeit in Führungsrollen vor. Wichtig sei, dass Führungspersonen verantwortlich mit ihrer Stellung umgehen. Niemand dürfe unter dem Deckmantel eines geistlichen Charismas eine ewige oder absolute Führungsrolle in Vereinigungen übernehmen. Führungspersönlichkeiten sollten dazu befähigt werden, Leitung transparent und kollegial auszuüben. Ghisoni forderte außerdem Präventionsmaßnahmen gegen alle Arten von Missbrauch, auch in Vereinigungen, die keine Minderjährigen mit ihrer Arbeit erreichen.

Das Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben ist unter anderem zuständig für die Belange des Laienapostolats. Die Vereinigungsfreiheit ist ein vom Kirchenrecht anerkanntes Recht von Gläubigen. Das Kirchenrecht schützt die Vereinigungsfreiheit von Gläubigen und beinhaltet ein Vereinigungsrecht, nach dem sich Gläubige kirchlich anerkannt zusammenschließen können. Auf Ebene der Weltkirche hat das Dikasterium derzeit 115 Vereinigungen anerkannt. Dazu gehören unter anderem mehrere internationale Dachverbände von in Deutschland tätigen Jugend- und Sozialverbänden sowie geistlichen Gemeinschaften. Das für internationale Vereinigungen geltende Dekret des Dikasteriums, mit dem 2017 einige Aspekte zur Vermeidung von Missbräuchen geregelt wurden, wurde im Laufe dieses Jahres durch mehrere deutsche Bistümer als Grundlage für neue Regeln für geistliche Gemeinschaften herangezogen. (fxn)