"KommUnity" soll Eltern stärken und Hauptamtliche entlasten

Redaktion für Kommunion-App: "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen"

Veröffentlicht am 16.10.2025 um 00:01 Uhr – Von Jasmin Lobert – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Erstkommunion ist für Kinder ein besonderer Schritt – und auch für Eltern mitunter eine Zeit voller Fragen. Die neue App "KommUnity" will Familien in dieser Zeit begleiten. Im katholisch.de-Interview erzählen zwei Mitglieder des Redaktionsteams, was sie mit dem Angebot erreichen wollen.

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Seit 1965 unterstützt die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung (AKF) Bistümer und Verbände in ihrer Arbeit für Paare und Familien. Sie wurde damals auf Initiative der deutschen Bischöfe gegründet. Bekannt ist sie vor allem durch die "Elternbriefe du+wir", die Eltern in den ersten neun Lebensjahren ihres Kindes begleiten, sowie das Elternkursprogramm "Kess-erziehen", das für eine wertschätzende, ermutigende Erziehung steht.

Mit der neuen App "KommUnity" hat die AKF ein digitales Angebot speziell für Familien in der Zeit der Erstkommunionvorbereitung geschaffen. Im Interview berichten Franziska Feil, Verantwortliche für das Projekt, und Christof Horst, der ebenfalls an der App mitgewirkt hat, wie das Angebot funktioniert, was sie damit erreichen wollen und welche Rückmeldungen sie bisher bekommen haben.

Frage: Frau Feil, Herr Horst, als Sie die App "KommUnity" entwickelt haben, gab es in den Bistümern die Sorge, dass Sie damit die Kommunionkatechese vor Ort ersetzen wollen. Was ist das Ziel der App?

Feil: Wir wollen mit diesem Angebot niemandem etwas wegnehmen oder etwas ersetzen. Es geht nicht um Katechese. Wir machen Familien- und Elternbildung.

Horst: Unsere App soll die Erstkommunionvorbereitung ergänzen. Dazu nimmt sie eigens die Eltern in den Blick. Die Impulse wollen Familien dabei unterstützen, über verschiedene Alltags- und Glaubensthemen ins Gespräch zu kommen.

Frage: Was bedeutet der Name?

Feil: "Kommunity" spielt auf den Begriff Kommunion genauso wie auf den englischen Begriff "Community" an, die beide Gemeinschaft bedeuten. Gemeinschaft beginnt in der Familie.

Horst: Das "Komm" möchte die Eltern dazu einladen und ermutigen, den Glaubensweg der Kinder zu begleiten und sich über alltägliche Erfahrungen auszutauschen. Über den Glauben zu "kommunizieren", soll als Bereicherung für den Alltag wahrgenommen werden.

Frage: Was erwartet die Nutzer bei der App?

Feil: Eltern können sich die App kostenlos downloaden. Beim ersten Öffnen geben sie den Namen des Kindes und das Datum der Erstkommunionfeier ein. Von da an zählt ein Countdown, wie viele Tage es noch bis zur Erstkommunion sind. Insgesamt gibt es 26 Impulse, die den Eltern wöchentlich freigeschaltet werden. Das dauert also rund ein halbes Jahr. Wer das nicht möchte, kann sich auch gleich alle Impulse auf einmal anzeigen lassen und sich gezielt Themen raussuchen, die ihn ansprechen.

Frage: Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Feil: Uns war es wichtig, dass man sich für die Nutzung der App nicht mit einer E-Mail registrieren oder anmelden muss. Der Name des Kindes und das Datum der Erstkommunion wird nicht an uns übermittelt. Diese Daten bleiben auf dem Handy des Nutzers lokal gespeichert. Das gleiche gilt für das Foto, das von dem Kind in der App hochgeladen werden kann. Bis auf die Öffnungsrate der App sammeln wir keine Daten.

Franziska Feil (l.) ist Fachreferentin für Familienbildung und Familienpastoral bei der AKF und Christof Horst (r.) leitet das Kess-erziehen-Institut für Personale Pädagogik der AKF in Bonn.
Bild: ©AKF

Franziska Feil (l.) ist Fachreferentin für Familienbildung und Familienpastoral bei der AKF und Christof Horst (r.) leitet das Kess-erziehen-Institut für Personale Pädagogik der AKF in Bonn.

Frage: Wie genau sehen die Impulse aus?

Feil: Wir haben zum Beispiel Impulse zum Thema Glauben, Werte, Zuhause oder Gott im Alltag. Die sind immer gleich aufgebaut, in vier Teile: Am Anfang steht die Hinführung zum Thema. Dann kommt der Teil "Für dich". Hier können die Eltern das Thema für sich etwas vertiefen. Dann kommt der Teil "Für euch". Dahinter verstecken sich Ideen, was man in der Familie zu dem Thema machen könnte. Und dann gibt es noch ein "Plus". Das ist entweder ein spiritueller Impuls, ein Zitat oder ein schönes Gedicht.

Frage: Wie sind Sie auf die Idee für dieses Angebot gekommen?

Feil: Die Elternbriefe haben schon viele Themenhefte konzipiert, zum Beispiel zur Taufe, zum Schulbeginn oder zur Geburt. Deshalb wollten wir jetzt auch etwas zur Erstkommunion machen. Wir haben uns gegen ein gedrucktes Heft entschieden, weil wir die Eltern anders erreichen wollten. Und da ist die Idee dieser App geboren.

Horst: Während der Erstkommunionvorbereitung passiert viel in den Familien. Es ist ein wichtiges Fest und steht für Werte- und Glaubensorientierung. Uns war es wichtig, hier ein gezieltes Angebot für Familien zu schaffen. Zudem stand immer auch die Frage im Hintergrund, wie wir die Hauptamtlichen vor Ort entlasten können.

Frage: Wer verantwortet die Inhalte der App?

Feil: Für das Redaktionsteam habe ich nach erfahrenen Pädagogen und Theologen gesucht, die sich mit Familienbildung oder religiöser Erziehung beschäftigen. Die sieben Teammitglieder stammen aus verschiedenen Bistümern und bringen nicht nur eine fachliche Perspektive, sondern auch persönliche Erfahrungen mit. Alle haben Kinder, die sie auf dem Weg zur Erstkommunion begleitet haben. Sie kennen also die Perspektive der Eltern.

Horst: Alle Teammitglieder sind mit dem Ansatz "Kess-erziehen" vertraut. Das Ziel von "Kess-erziehen" ist, dass Kinder respektvoll, selbstständig und verantwortungsbewusst in einer wertschätzenden Atmosphäre aufwachsen. Inspiriert von diesen Kess-Gedanken haben wir die Impulse konzipiert.

Frage: Wie teuer war die Entwicklung der App und wer hat das bezahlt?

Feil: Wir haben die App auf der Grundlage anderer AKF-Apps konzipiert. Deshalb waren die Kosten verhältnismäßig gering. Eine genaue Zahl kann ich nicht nennen, da die Endabrechnung noch fehlt. Grundsätzlich zählt das Projekt zu den Elternbriefen, die von der Deutschen Bischofskonferenz getragen werden. Durch diese Fördermittel können wir die App kostenlos für die Eltern anbieten, was uns ein wichtiges Anliegen war.  

Eltern können sich die insgesamt 26 Impulse wöchentlich oder alle auf einmal freischalten lassen.
Bild: ©Jasmin Lobert

Eltern können sich die insgesamt 26 Impulse wöchentlich oder alle auf einmal freischalten lassen.

Frage: Wie kommt die App bei den Hauptamtlichen an?

Feil: Wir haben drei Infoabende für Hauptamtliche veranstaltet, die gut gelaufen sind. Es waren immer rund 70 bis 80 Personen pro Termin dabei. Von vielen habe ich die Rückmeldung bekommen, dass sie die App ausprobieren und bei den Eltern bewerben wollen.

Frage: Dass die App bei Hauptamtlichen positiv ankommt, ist nicht überraschend. Schließlich soll es sie in der Erstkommunionvorbereitung unterstützen. Entscheidend sind aber die Eltern, die heutzutage eher kirchenfern sind. Sind Sie davon überzeugt, dass sie die App wirklich nutzen werden?

Feil: Wir wissen natürlich nicht, wie die App letztlich ankommen wird. Das müssen wir mit der Zeit auswerten. Aber wir haben versucht, die Impulse möglichst modern und niederschwellig aufzubereiten, schwer verständliche Begriffe zu vermeiden. Unsere Hoffnung ist, dass wir über alltagsnahe Themen, die nicht "so kirchlich verstaubt" sind, die Eltern erreichen können.

Frage: Aber auf dem Handy gibt es sehr viel Konkurrenz…

Feil: Es liegt an den Eltern, ob sie sich auf das Angebot einlassen. Aber wenn die Kinder aus ihren wöchentlichen Gruppenstunden kommen, bringen sie die Themen automatisch mit in die Familie. Mit unserem Angebot wollen wir die Eltern dazu ermutigen, ihre Rolle als Glaubensbegleiter ernst zu nehmen und zu gestalten. Die Kommunionvorbereitung ist auch für die Eltern eine intensive und sensible Zeit.

Frage: Wie oft wurde die App bisher heruntergeladen?

Feil: In den ersten vier Wochen mehr als tausendmal. Aber die Zahl sagt bisher noch nichts aus. Das sind vor allem die Hauptamtlichen, die sich die App heruntergeladen haben. Es wird also noch ein wenig dauern, bis wir bei der Zielgruppe ankommen.

Frage: Wie soll es mit der App weitergehen?

Feil: Wir treffen uns weiterhin regelmäßig mit dem Redaktionsteam. Im November reflektieren wir zum Beispiel die Rückmeldungen aus den Infoveranstaltungen. Und dann warten wir natürlich gespannt auf die Rückmeldungen der Eltern. Auf dieser Basis wollen wir die App verbessern und weiterentwickeln.

Von Jasmin Lobert