Kardinal Marx würdigt Jesuitenhochschule als Ort kritischen Denkens

Die Münchner Hochschule für Philosophie (HFPH) hat ihren 100. Geburtstag gefeiert. Zu den Gratulanten am Freitag zählte auch Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). Er bescheinigte der Einrichtung "ungebrochene Vitalität", würdigte sie als "Diamanten" in der Hochschullandschaft, als "unseren bayerischen Thinktank". In einer Zeit, in der sich das Entstehen einer maschinellen Superintelligenz anbahne, müsse sich die HFPH als eine "Schule des Zweifelns und der Urteilskraft" beweisen.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx signalisierte Bereitschaft seitens der katholischen Kirche, sich für die Hochschule künftig auch finanziell zu engagieren, zumindest auf Projektebene. Es sei eine Ironie der Geschichte, dass die Kirche, "die so gelitten hat unter der Moderne", heute eine Protagonistin für Aufklärung und freies Denken sei.
Am Universalismus festhalten
In Zeiten zunehmender Partikularismen und Polarisierungen gelte es, an universellen Ideen wie Menschenrechten und einem Weltgemeinwohl festzuhalten. Aufgabe einer Hochschule für Philosophie sei es in diesem Zusammenhang nicht, moralische Appelle abzusondern. Sie müsse vernünftige Gründe dafür liefern, warum es etwas gebe, das alle Menschen miteinander verbinde, so Marx.
Die Einrichtung wurde 1925 im Münchner Vorort Pullach gegründet. Sie diente zunächst allein der ordensinternen philosophischen Ausbildung. Mit dem Umzug nach München-Schwabing zu Beginn der 1970er Jahre öffnete sie sich für alle Interessierten. 2022 beschloss der Bayerische Landtag, die Hochschule in die Regelfinanzierung aufzunehmen. Seither übernimmt der Freistaat die Hälfte der Personal- und Sachkosten.
Die großen Fragen der Menschheit im Blick
Heute versteht sich die einstige katholische Kaderschmiede als "Schule des Denkens" mit Anspruch auf gesellschaftliche Breitenwirkung. Ziel ist der interdisziplinäre Dialog über die großen Fragen der Menschheit, vom Klimawandel über globale Solidarität und Völkerverständigung bis zur Sicherheitspolitik. Die Hochschule verfügt über 10 Professuren für rund 520 Studierende. Zu den Lehrbeauftragten zählt auch der bekannte Astrophysiker und TV-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch. (KNA)