Auch bei Umstrukturierungen: Kirche-Sein bedeutet Menschen begegnen

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Zurzeit widmen sich Ratgeber, Magazine und Studien vermehrt dem Thema "Einsamkeit". Laut WHO ist jeder sechste Mensch von Einsamkeit betroffen. In unserer Kommunikationsgesellschaft breite sich diese Grenzerfahrung immer mehr aus. Es fehle an analoger Begegnung, in der durch Körpersprache, Gesichtsausdrücke, Stimme und Schweigen kommuniziert wird. Soziale Kompetenzen würden verlernt, das Gefühl der Verbundenheit schwinde, Menschen lebten nebeneinanderher, ohne sich wirklich zu begegnen.
"Der Mensch ist der Weg der Kirche." (Papst Johannes Paul II.) Dies sollte in den kirchlichen Transformationsprozessen, die derzeit in deutschen Bistümern laufen, die Maxime sein. Im Vordergrund steht jedoch die Frage nach (kirchenrechtskonformen) Strukturen – leider wohlwissend, dass Kirche-Sein sich in Begegnung realisiert. Weniger Pastorales Personal, größere Pastorale Räume. Verstärkt wird sich wieder darauf besonnen, dass kirchliches Leben Menschen braucht, die sich einbringen und engagieren, in einer Gruppe, in Gremien, in der Liturgie und im sozialen Einsatz. Ja, es gibt sie (noch), diese "Ehrenamtlichen", die aus ihrem Glauben heraus Kirche lebendig halten. In der Mehrzahl Frauen, schaffen sie Begegnungsmöglichkeiten im Alltag, bei Fest und Feier und in der Liturgie, wissen sie um einsame oder bedürftige Menschen in der Nachbarschaft. Hier nimmt Kirche konkrete Gestalt an, erhält sie Gesichter, geschieht Seel- und Leibsorge. Das verdient es, gesehen, wertgeschätzt und gefördert zu werden.
Kirche ereignet sich nicht in zentralen Verwaltungseinheiten, in denen Erlaubtes und Nichterlaubtes definiert wird. Sie ereignet sich dort, wo Menschen unterwegs sind zu Menschen, in Verbundenheit untereinander und in Offenheit füreinander. "Einsamkeit" ist eine der Herausforderungen, der Kirche als Gemeinschaft von Gleichgestellten begegnen kann, in der jede:r, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Status, willkommen ist.
Die Autorin
Agnes Wuckelt ist Professorin i.R. für Praktische Theologie an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Paderborn.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.