Standpunkt

Warum nicht "Zentralrat der deutschen Katholiken"?

Veröffentlicht am 17.10.2025 um 00:01 Uhr – Von Andreas Püttmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Andreas Püttmann denkt über die Nomenklatur des höchsten deutschen Laiengremiums nach. Warum nicht "Zentralrat" statt "Zentralkomitee"? Durch die Etymologie findet er einige Denkanstöße ganz grundsätzlicher Art.

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Dem Arbeitskreis einer politischen Stiftung wurde ich jüngst auch als Mitglied des "Zentralrats der Katholiken" vorgestellt. Schmunzelnd über den terminologischen Lapsus erinnerte ich mich einer TV-Reporterin, die vorm Kölner Dom ins Mikro fachsimpelte, hier finde gleich ein "Kapitalsamt" statt. Dann aber dachte ich: Warum eigentlich nicht das um zwei Silben kürzere "Zentralrat"? Es kommt weniger gravitätisch daher und ist der Bevölkerung schon geläufig durch Vertretungen der anderen monotheistischen Religionen.

Zudem gehört es seit langem zum guten Ton unter Rechtskatholiken, das inhaltlich missliebige und ihre eigene Marginalität bloßstellende katholische "Zentralkomitee" mit jenem der SED zu verähnlichen. Deshalb nennen sie es auch schenkelklopfend gern gleich "ZK", entsprechend der rechtspopulistischen Verleumdung demokratischer ("Alt-") Parteien als "Einheitsfront" auf dem Weg in einen neuen Sozialismus. Und prima passt ins Narrativ, dass auch das ZdK einen "Generalsekretär" hat.

Künstliche Intelligenz unterscheidet so zwischen Rat und Komitee: Der Rat sei eine höhere legislative oder beratende Institution, das Komitee eine "typischerweise kleinere, speziellere Gruppe", welcher "vom Rat oder Vorstand eine spezifische Aufgabe übertragen wurde". Sprachlich am geläufigsten sind heute Fest- und Preiskomitees, entsprechend eher pompös die Assoziationen vom öffentlichen Auftritt. Den "Rat" umgibt dagegen mehr die ruhige, sachliche, der Bühne ferne Aura des deliberativen, gründlich abwägenden Prozesses, an dessen Ende ein "Ratschluss" steht. Mächtige täten gut daran, ihn zu hören und zu beherzigen – auch da, wo sie rechtlich nicht dazu verpflichtet sind.

Der "Rat" hat nebenbei auch einen schönen Anklang an die dritte der "Sieben Gaben des Heiligen Geistes": Die Gabe des Rates befähigt in Unsicherheit, falsche Fährten zu meiden, sich anzuvertrauen, auch unbequeme Wahrheiten nicht zu scheuen, anderen empathisch zur Seite zu stehen. Warum sollte es also künftig nicht heißen: "Zentralrat der deutschen Katholiken"? Die stolze historische Kontinuität mit Gemeinwohldiensten der vorangegangenen Generationen deutscher Katholiken brächte das unveränderte Namenskürzel "ZdK" hinreichend zum Ausdruck.

Von Andreas Püttmann

Der Autor

Andreas Püttmann ist Politikwissenschaftler und freier Publizist in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.