Die Ausstellung "Einer geht noch" nähert sich dem Tod mit schwarzem Humor

Ein bisschen Spaß muss sein

Veröffentlicht am 05.02.2016 um 00:01 Uhr – Von Joachim Heinz (KNA) – Lesedauer: 
Miniatur-Grabsteine mit lustigen Sprüchen zum Tod.
Bild: © KNA
Kultur

Kassel ‐ Darf man sich über das Sterben lustig machen? Unbedingt, findet das Kasseler Museum für Sepulkralkultur. Lachen nehme dem Tod den Schrecken. Eine Sonderschau mit dem Titel "Einer geht noch" zeigt ab heute, wie's geht - mit süffigem Abgang.

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Der Sensenmann wird dabei zu so etwas wie einem ständigen Begleiter. "Ich dachte, ich probier mal was Neues...", sagt ein mit Laserschwert bewaffneter Vertreter dieser Gattung in einer Zeichnung von Piero Masztalerz seinen verblüfft dreinblickenden Kollegen. Ein bisschen Spaß muss sein - so wollen es auch die Ausstellungsmacher verstanden wissen. Ein Scherz zur rechten Zeit nimmt dem Tod ein wenig von seinem düsteren Ernst, wissen Museumsleiter Werner Tschacher und sein Vize Gerold Eppler.

Wer sich die Werke der 33 Humorkünstler aus dem deutschsprachigen Raum zu Gemüte führt, stellt zugleich fest: Das Thema ist offenbar ein unerschöpflicher Quell für die komische Zunft. "Der Tod ist so bunt wie das Leben", lautet das Credo von Martin Sonntag. Und in der Tat decken die Arbeiten eine erstaunliche Bandbreite ab. Die Motive reichen von "Krankenkasse und Krankenhaus" bis hin zu "Apokalypse und Amoklauf". Auch brisante Aspekte wie die um ihr Leben ringenden Bootsflüchtlinge im Mittelmeer werden nicht ausgespart.

"Schluss jetzt!"

Thematisch knüpft "Einer geht noch" an die Ausstellung "Schluss jetzt!" an, mit der 1992 das Sepulkralmuseum eröffnet wurde - zeitlich fällt das Ganze zusammen mit einem Stabswechsel an der Spitze der Einrichtung. Seit Januar hat Historiker Werner Tschacher die Zügel in der Hand - nachdem Gründungsdirektor Reiner Sörries das Haus und sein spezielles Thema erfolgreich in der deutschen Museumslandschaft etabliert hat.

Eine Fußmatte, auf der der Sensenmann abgebildet ist. Daneben steht: "Bitte abtreten."
Bild: ©KNA

Diese doppeldeutige Fußmatte begrüßt alle Besucher der Ausstellung in Kassel.

Klassiker aus der Premierenschau sind zu bestaunen, wie das im Stile Alter Meister gehaltene Bild "Jesus zeigt Lenin seine Wundmale" von Ernst Kahl; zu den großen Namen gehören auch die inzwischen verstorbenen Robert Gernhardt und Chlodwig Poth. Die Riege der jungen Wilden ist beispielsweise vertreten mit dem Duo Hauck & Bauer oder Kittihawk. Was hat sich im Vergleich zu 1992 gewandelt? "Der Humor ist gleich geblieben", heißt es bei den Ausstellungsmachern. Geändert hätten sich einige Themen.

Witze über islamische Selbstmordattentäter

Martin Perscheid etwa hinterlässt in "Al Qaida's next Topterrorist" einen Blutfleck vor der Jury. Die ist ganz hingerissen von der Performance des abwesenden Teilnehmers: "Das war wirklich sehr schön Abdul - ich würde Dich gern in der nächsten Runde sehen!" Witze über islamistische Selbstmordattentäter - ein heikles Thema, räumt Sonntag ein. Aber auch das müsse möglich sein, wobei er hinzufügt: "Provokation um der Provokation willen wollen wir nicht. Es muss schon eine Haltung dahinter stecken."

Zugenommen hat auch die Vielfalt der Darstellungsformen. Bildhauer Siegfried Böttcher stellt in seinen "Skultoons" dreidimensionale Cartoon-Interpretationen vor. Immer mehr Zeichner arbeiten zudem nicht mehr mit Papier und Stift, sondern am Computer. Für Galeristen ein Problem, für die aktuellen Bezüge in der Ausstellung von Vorteil.

Von Joachim Heinz (KNA)