Franziskus hatte nach Angebot lange gezögert

Papst nimmt Rücktritt von Kardinal Barbarin an

Veröffentlicht am 06.03.2020 um 12:53 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Lange hatte der Papst gezögert, jetzt kam er dem Wunsch von Erzbischof Philippe Barbarin nach und nahm dessen Rücktritt an. Trotz eines Freispruchs in einem Missbrauchsprozess sah Barbarin sich zur Ausübung seines Amtes nicht mehr in der Lage.

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Papst Franziskus hat das Rücktrittsangebot des französischen Kardinals Philippe Barbarin (69) angenommen. Dies teilte der Vatikan am Freitag mit. Ein erstes Angebot Barbarins nach einer Verurteilung wegen Nichtanzeige von Missbrauchsfällen im Frühjahr 2019 hatte der Papst abgelehnt. Der Erzbischof von Lyon wollte zunächst den Ausgang eines Berufungsverfahren abwarten. Nachdem Barbarin Ende Januar in zweiter Instanz freigesprochen worden war, sah er nach eigener Aussage dennoch für sich keine Perspektive mehr an der Spitze des Erzbistums. Noch am Tag der Urteilsverkündigung sagte er, er wolle sein Schicksal in die Hand des Papstes legen.

Der Kardinal war zunächst im März 2019 wegen Nichtanzeige von sexuellem Missbrauch in erster Instanz schuldig gesprochen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Vorwurf lautete, er habe Fälle sexuellen Missbrauchs durch den Ex-Priester Bernard Preynat nicht bei den staatlichen Behörden angezeigt. Barbarin nahm sich in der Folge eine Auszeit; die Leitung der Erzdiözese Lyon übertrug der Papst im Juni für das Berufungsverfahren übergangsweise dem früheren Bischof von Evry-Corbeille-Essonnes, Michel Dubost (77).

Barbarin war 18 Jahre lang Erzbischof von Lyon. Mit dem Amt verbunden trug er zugleich den seit 1079 bestehenden historischen Ehrentitel "Primas von Gallien". 1998 wurde er zum Bischof von Moulins in Zentralfrankreich ernannt und 2002 als Nachfolger des verstorbenen Kardinals Louis-Marie Bille mit nur 51 Jahren Lyoner Erzbischof. Seit 2003 gehört Barbarin dem Kardinalskollegium an. (tmg/KNA)