Durch Debatte um Kölner Vorgehen entstandener Schaden sei groß

Marx: Werde bei Münchner Missbrauchsgutachten nicht eingreifen

Veröffentlicht am 07.02.2021 um 11:44 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg/München ‐ Das Erzbistum München und Freising hat dieselbe Kanzlei wie das Erzbistum Köln mit der Erstellung eines Missbrauchsgutachtens beauftragt. Dieses soll noch 2021 veröffentlicht werden – und er werde nicht eingreifen, betont Kardinal Reinhard Marx.

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Die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wird noch in diesem Jahr ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising veröffentlichen. "Ich wünsche mir sehr, dass das Gutachten Klarheit schafft bei Verantwortlichkeiten", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Das gilt selbstverständlich auch für meine Person und meine Verantwortungsbereiche." Marx fügte hinzu, er werde "nicht eingreifen und das Gutachten beeinflussen".

Damit setzte sich der Münchner Erzbischof vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ab, der derzeit unter massiver Kritik steht, weil er ein solches bei derselben Kanzlei in Auftrag gegebenes Gutachten für sein Erzbistum unter Verschluss hält. Marx bezeichnete den dadurch für die katholische Kirche entstandenen Schaden als groß. "Die Wirkung dessen, was da passiert, ist für uns alle außerordentlich negativ." Mit Blick auf jüngste Aussagen Woelkis äußerte er zugleich seine Hoffnung, "dass sich Perspektiven zeigen, um aus dieser Situation herauszukommen".

Woelki hatte bei einer Online-Diskussion im Rahmen des Reformvorhabens Synodaler Weg am Donnerstag erstmals eigene Fehler im Umgang mit dem Gutachten eingeräumt. Im Anschluss gab er mehreren Medien Interviews, in denen er persönliche Konsequenzen nicht ausschloss. Zugleich warb er um Verständnis für seine Haltung. Nach wie vor vertraue er dem Urteil anderer Juristen, die das WSW-Gutachten für methodisch mangelhaft hielten. Daher hatte Woelki eine zweite Untersuchung beim Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben. Dieses soll am 18. März veröffentlicht werden. Dann sollen alle Interessierten auch Einblick in das WSW-Gutachten erhalten.

"Bin nicht so robust, wie ich aussehe"

In dem Interview gewährte Marx zudem Einblicke in sein Innenleben. Der Lockdown lasse ihn "langsam unruhig" werden, so der Münchner Erzbischof. Ihm fehlten die persönlichen Kontakte. "Videokonferenzen machen mir nur begrenzt Spaß." Zu Kritik an seinen Auftritten, vor allem an der Seite des evangelischen bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm, sagte der Kardinal: "Ach, mit Kritik muss man leben. Auch wenn ich nicht so robust bin, wie ich aussehe. Manches geht mir nach."

Marx sagte, schon als Bischof von Trier habe er Morddrohnungen erhalten. Deswegen sei er "ein paar Mal" unter Polizeischutz gestanden. "Zum Glück kam es nie zu ernsthaften Zwischenfällen." Er könne sich vorstellen, dass Politiker stärker davon betroffen seien. (mal/KNA)