Reformprozess führe "in den bisher gefahrenen Gleisen nicht ans Ziel"

Synodaler Weg: Bischof Voderholzer sucht Alternativen

Veröffentlicht am 04.09.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Synodaler Weg ja – aber bitte anders! So könnte man den Vorstoß des Regensburger Bischofs Voderholzer zusammenfassen. Auf einer Plattform sammelt er alternative Vorschläge zu den Beschlussvorlagen beim kirchlichen Reformprozess.

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Überraschung aus Regensburg: Aus Unzufriedenheit mit dem Fortgang des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg hat Bischof Rudolf Voderholzer am Freitag eine neue Internetplattform für alternative Reformvorschläge gestartet. "Wir gehen den Synodalen Weg mit, kommen aber mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er in den bisher gefahrenen Gleisen nicht ans Ziel führen kann", betonte der Bischof auf synodale-beitraege.de.

Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ergänzte er, er sei in großer Sorge, "dass die Synodalversammlung Thesen beschließt, die das, was die Einheit der Kirche in der Breite und in der Tiefe ausmacht, sprengen und dass uns diese Thesen in eine Sackgasse führen".

Kirche nicht "durch Mehrheitsbeschluss" veränderbar

Die Kirche sei keine Institution, die nach Vorbild demokratischer Gesellschaftsordnungen strukturiert werden könne: "Sie ist die Stiftung Jesu Christi, und sie kann nicht durch Mehrheitsbeschluss fundamental verändert werden."

Erste Synodalversammlung in Frankfurt
Bild: ©KNA/Harald Oppitz (Symbolbild)

"Die Zusammensetzung der Foren der Synode und ihre Diskussionskultur erschweren einen angemessenen Dialog", heißt es in einer Mitteilung des Bistums Regensburg zur neuen Webseite, die alternative Textvorschläge zu den Themen des Synodalen Wegs sammeln soll.

Voderholzer gehört zusammen mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zu den prominentesten Kritikern des Projekts, das die Bischofskonferenz und die Laienvertretung ZdK (Zentralkomitee der deutschen Katholiken) 2019 gestartet haben – vor allem als Reaktion auf den Missbrauchsskandal und die daraus resultierende Vertrauenskrise. In vier thematischen Foren diskutieren mehr als 200 Delegierte über die Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

"Die Zusammensetzung der Foren der Synode und ihre Diskussionskultur erschweren einen angemessenen Dialog", heißt es in einer Mitteilung des Bistums Regensburg. Voderholzer ergänzte, die auf der neuen Plattform gesammelten Argumente seien auch in den offiziellen Debatten vorgebracht worden: "Aufgrund der dort herrschenden Mehrheitsverhältnisse wurden und werden sie aber bislang nicht berücksichtigt."

Autorenquartett mit Forums-Text unzufrieden

Der erste Text auf der neuen Seite ist ein Diskussionsbeitrag zum Forum "Macht und Gewaltenteilung". Vorgelegt haben ihn die Journalistin Alina Oehler (30), die Wiener Theologieprofessorin Marianne Schlosser (61), Augsburgs Weihbischof Florian Wörner (51) und der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken (54). Sie sind mit dem Inhalt des in ihrem Forum verabschiedeten Textes unzufrieden und beklagen, dass ihre "inhaltlichen Eingaben keine angemessene Beachtung gefunden haben".

Im Mittelpunkt stehe das Bemühen um die Einheit mit der Weltkirche und dem Papst, betonte Picken: "Uns ist es wichtig, dass der synodale Prozess nicht in Frustration endet und in eine Spaltung führt, sondern konstruktive Ergebnisse entwickelt." Der Text empfehle daher im Hinblick auf kirchliche Entscheidungsprozesse ein höheres Maß an Transparenz und Kommunikation sowie eine verlässliche Beteiligung von Laien. Zudem fordere man einen kooperativen Leitungsstil und eine Delegation von Verantwortung.

Bild: ©picture alliance / Rolf Vennenbernd/dpa (Archivbild)

Zu den Autoren des Alternativtextes zum Macht-Forum gehört der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken. "Uns ist es wichtig, dass der synodale Prozess nicht in Frustration endet und in eine Spaltung führt, sondern konstruktive Ergebnisse entwickelt", betont er.

Voderholzer kündigte an, man plane weitere Veröffentlichungen beispielsweise über die "Bewahrung der Schöpfung", über eine "Missionarische Pastoral" und das "Kirchesein in postpandemischen Zeiten".

Bereits jetzt auf der Seite zu lesen sind unter anderem der Brief von Papst Franziskus an die Katholiken in Deutschland sowie etliche kritische Anmerkungen aus Deutschland und der Weltkirche, darunter auch der alternative Satzungsentwurf zum Synodalen Weg von Woelki und Voderholzer. Dieser Entwurf habe bei den Bischöfen leider keine Mehrheit gefunden, so der Bischof, "obwohl er viel besser den Vorgaben von Papst Franziskus entspricht".

"Wir müssen unsere Hausaufgaben machen"

Er fügte hinzu, dass es etliche kritische Stellungnahmen aus Rom gebe, die "von einer großen Sorge bestimmt sind und in die Richtung gehen, Grenzen zu setzen". Er halte es mit Blick auf den Vatikan und die Weltkirche für falsch, "wenn wir die Dinge immer so weit treiben, dass Rom gezwungen ist, Nein zu sagen, um die Einheit der Kirche zu wahren. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Alles andere vertieft das Misstrauen auch im Vatikan und beim Papst. Das ist nicht zielführend für die Einheit der Kirche."

Die Deutsche Bischofskonferenz und das ZdK wollten den Vorstoß auf Anfrage nicht kommentieren. Es stehe jedem frei, über die Themen des Synodalen Wegs zu diskutieren und Beiträge dazu zu veröffentlichen, betonte eine ZdK-Sprecherin.

Von Gottfried Bohl (KNA)