Amtsverzicht soll wegen Beziehung zu Erotik-Autorin erfolgt sein

Kardinal über zurückgetretenen Bischof: Privatsphäre achten

Veröffentlicht am 10.09.2021 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Der Fall eines zurückgetretenen Bischofs und dessen angeblicher Beziehung zu einer Erotik-Autorin sorgt in Spanien für Aufsehen. Nun hat sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz zu den Spekulationen geäußert – und Zurückhaltung gefordert.

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Im Fall des angeblich wegen seiner Beziehung zu einer Erotik-Autorin zurückgetretenen Bischofs Xavier Novell hat der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz zur Achtung von dessen Privatsphäre aufgerufen. Es schmerze ihn, dass aus dem Amtsverzicht Novells eine "so morbide, niederschmetternde Geschichte" gemacht worden sei, sagte Kardinal Juan José Omella am Donnerstag gegenüber Journalisten. Wenn jemand seinen Dienst aus persönlichen Gründen aufgebe, müsse man das respektieren.

Kardinal Omella betonte weiter, er sei "wie jeder andere auch" vom plötzlichen Rücktritt Novells überrascht gewesen und habe ihm persönliche Hilfe angeboten. Die genauen Hintergründe und Einzelheiten des Falls kenne er nach wie vor nicht, so der Erzbischof von Barcelona.

Fall schlug hohe Wellen

Papst Franziskus hatte Ende August das Rücktrittsgesuch des 52-jährigen Bischofs der katalanischen Diözese Solsona angenommen. Die Entscheidung schlug in Spanien und darüber hinaus hohe Wellen und führte zu verschiedenen Spekulationen über die Hintergründe. Das Bistum Solsona teilte mit, Novells Amtsverzicht sei aus "rein persönlichen Gründen" erfolgt. Am vergangenen Wochenende berichteten lokale Medien unter Berufung auf Personen aus dem Umfeld Novells, dass er wegen der Beziehung zu einer Frau zurückgetreten sei. Bei seiner Partnerin soll es sich um eine Psychologin handeln, die Verfasserin mehrerer Romane mit teilweise erotischen und satanischen Inhalten ist. Sie sei geschieden und bringe zwei Kinder in die Beziehung mit. Ob Novell einen kirchenrechtlichen Prozess zur Entlassung aus dem Klerikerstand anstrebt, ist unklar.

Bei seiner Weihe 2010 war Novell der jüngste Bischof Spaniens und machte in der Folge mit Forderungen nach einem optionalen Zölibat und einer stärkeren Rolle für Frauen in der Kirche von sich reden. In seinen jüngeren Äußerungen kritisierte Novell Abtreibungen, die gleichgeschlechtliche Ehe und verteidigte sogenannte "Heilungstherapien" für Homosexuelle, weshalb ihn Vertreter der Schwulen- und Lesbenbewegung scharf kritisierten. Novell ist zudem ein bekennender Anhänger der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung. (mal)