Erzbischof Jozef Tomko wurde 98 Jahre alt

Ältester Kardinal der Welt gestorben

Veröffentlicht am 08.08.2022 um 10:36 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Er war Präfekt der römischen Missionskongregation und zuletzt ältester Kardinal der Welt: Jetzt ist Erzbischof Jozef Tomko gestorben. Damit rückt ein Deutscher in die Liste der fünf ältesten Purpurträger auf.

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Der slowakische Erzbischof Jozef Tomko, ältester Kardinal der Weltkirche, ist tot. Der frühere Präfekt der römischen Missionskongregation starb am Montagmorgen im Alter von 98 Jahren in Rom, wie Vatican News via Twitter mitteilte. Ältestes Mitglied des Kardinalskollegiums ist nunmehr der emeritierte Erzbischof von Luanda/Angola, Alexandre do Nascimento (97).

Auch nach seiner Emeritierung 2001 erfüllte Tomko noch lange Zeit Aufgaben im Vatikan, etwa bis 2007 als Präsident des Päpstlichen Komitees für die Eucharistischen Weltkongresse. Benedikt XVI. (2005-2013) ernannte ihn 2012 zum Vorsitzenden der Kardinalskommission zur Klärung der sogenannten Vatileaks-Affäre. Geboren am 11. März 1924 in Udavske bei Humenne in der damaligen Tschechoslowakei, trat Tomko während des Krieges ins Priesterseminar in Bratislava (Pressburg) ein. Im Herbst 1945 übersiedelte Tomko nach Rom, das seither sein Lebensmittelpunkt geblieben ist. Nach der Priesterweihe 1949 promovierte er bis 1961 in Theologie, Soziologie und Rechtswissenschaften. 1979 weihte ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in der Sixtinischen Kapelle zum Bischof; 1985 ernannte er ihn zum Kardinal und zum Präfekten der Missionskongregation.

Seine slowakische Heimat konnte Tomko während der kommunistischen Diktatur nur im Jahr des Prager Frühlings 1968 und zu einer Bischofsweihe kurz vor der sogenannten Samtenen Revolution 1989 besuchen. Seit der Wende und insbesondere nach seiner Emeritierung war er häufiger zu Gast in der Slowakei. Beim letzten Slowakei-Besuch Johannes Pauls II. im September 2003 lieh Tomko dem bereits schwer sprechbehinderten Papst seine Stimme und verlas dessen Reden.

Papst Franziskus kondoliert

Papst Franziskus übermittelte sein Beileid zum Tod Tomkos: "Ich denke mit Dankbarkeit an sein langes und fruchtbares Wirken am Heiligen Stuhl als fleißiger und umsichtiger Mitarbeiter meiner Vorgänger", so Franziskus in dem an den Erzbischof von Kosice (Kaschau), Bernard Bober, addressierten Telegramm am Montagabend. Die Totenmesse für Tomko findet am Donnerstag im Petersdom statt. Der Papst persönlich werde bei der Feier die Riten der "Ultima Commendatio" (Aussegnung) und "Valedictio" (Verabschiedung) vornehmen, wie der Vatikan am Dienstag mitteilte. Zelebriert werde das Requiem vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re. Beigesetzt wird Tomko nach Angaben der Slowakischen Bischofskonferenz am Dienstag im Elisabeth-Dom der ostslowakischen Metropole Kosice.

Nach Tomkos Tod zählt das Kardinalskollegium noch 206 Mitglieder; davon sind 116 unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl berechtigt. Ende August nimmt Papst Franziskus 20 weitere Männer in seinen Senat auf, davon 16 Stimmberechtigte; der emeritierte Genter Bischof Lucas Van Looy nimmt aus Rücksicht auf Missbrauchsbetroffene die Kardinalswürde nicht an. Zuletzt war aus den Reihen der Kardinäle der brasilianische Kardinal Claudio Hummes mit 87 Jahren gestorben.

Nach do Nascimento (Geburtstag: 1. März 1925) ist Estanislao Esteban Karlic, emeritierter Erzbischof von Parana/Argentinien, mit 96 Jahren nunmehr zweitältester Kardinal der Welt (Geburtstag: 7. Februar 1926). Auf den Plätzen 3 bis 5 folgen: Emmanuel Wamala, emeritierter Erzbischof von Kampala/Uganda, Geburtstag: 15. Dezember 1926; Julio Duarte Langa, emeritierter Bischof von Xai-Xai, Mosambik, Geburtstag: 27. Oktober 1927; Friedrich Wetter, emeritierter Erzbischof von München und Freising, Geburtstag: 20. Februar 1928. (tmg/cbr/KNA)

8.8., 19:25 Uhr: Ergänzt um Beileids-Telegramm des Papstes. 9.8., 12:40 Uhr: Ergänzt um Totenmesse.