Auf eigenen Wunsch kein Purpur für Genter Bischof

Nach Protest von Missbrauchsbetroffenen: Van Looy wird nicht Kardinal

Veröffentlicht am 17.06.2022 um 08:54 Uhr – Lesedauer: 

Gent ‐ Der Genter Emeritus Van Looy scheint ein Bischof zu sein, wie ihn sich der Papst wünscht – die Erhebung zum Kardinal galt als Auszeichnung für sein soziales Engagement. Der Protest von Missbrauchsopfern verhindert nun, dass ihm die Ehre zuteil wird.

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Der emeritierte Genter Bischof Lucas Van Looy nimmt aus Rücksicht auf Missbrauchsbetroffene die Kardinalswürde nicht an. Die Belgische Bischofskonferenz teilte am Donnerstag mit, dass Van Looy den Papst gebeten habe, ihn nicht zum Kardinal zu erheben, um zu vermeiden, dass Opfer von Missbrauch erneut verletzt würden. Der Papst habe diese Bitte angenommen. Die Ankündigung Ende Mai, dass der belgische Ordensgeistliche zu den 21 neuen Kardinälen gehören werde, die Ende August ernannt werden, war bei Betroffenenvertretern auf deutliche Kritik gestoßen. Gegen den emeritierten Bischof von Gent (2004–2019) wurden Vorwürfe erhoben, mindestens einen Missbrauchsvorwurf nicht konsequent verfolgt und den Beschuldigten gedeckt zu haben. Insbesondere geht es um den Fall eines Priesters, der in einem kirchlichen Internat im Kongo Kinder missbraucht haben soll. Die Vorwürfe gegen Van Looy wurden nie gerichtlich geklärt.

Van Looy gilt als Freund von Papst Franziskus. Vor seiner Ernennung zum Bischof war der Salesianerpater unter anderem Missionar in Südkorea, wo er auch Provinzial der koreanischen Ordensprovinz der Salesianer wurde. Später wechselte er nach Rom ins Generalat seines Ordens und war Konsultor der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Nach seiner Rückkehr nach Belgien als Bischof war er in Flandern Vorsitzender der Caritas und von Pax Christi, ab 2014 gehörte er dem Exekutivrat von Caritas Internationalis an. Nach seiner Emeritierung 2019 leitete er das Bistum noch bis 2020 als Apostolischer Administrator.

Die Ankündigung des Papstes, Van Looy zum Kardinal zu erheben, erfuhr neben der Kritik vor allem der Betroffenenorganisation "Mensenrechten in de Kerk" auch Lob aufgrund des weltkirchlichen und sozialen Engagements des Bischofs. Die Belgische Bischofskonferenz bekräftigte in ihrer Mitteilung, dass sie "ihren Kampf gegen jede Form von Missbrauch in der katholischen Kirche unbeirrt fortsetzen" werde. (fxn)