Anschuldigungen seien "diffamierend" – Sammelklage wegen Missbrauch in Kanada

Kurienkardinal Ouellet bestreitet sexuelle Übergriffe

Veröffentlicht am 19.08.2022 um 18:00 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Eine ehemalige Pastoralreferentin wirft Kardinal Marc Ouellet "nicht einvernehmliche Berührungen sexueller Art" vor. Nun hat sich der kanadische Oberhirte erstmals zu den Anschuldigungen geäußert – und sie entschieden zurückgewiesen.

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Der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet bestreitet sexuelle Übergriffe gegenüber einer Frau. Die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen seien "falsch", heißt es in einer Erklärung, die der Kardinal am Freitagabend über den Vatikan verbreiten ließ. Er bestreite entschieden, "unangemessene Gesten" an der "Beschwerdeführerin" vorgenommen zu haben.

Zudem betrachte er die "Interpretation und Verbreitung dieser Anschuldigungen als sexuelle Übergriffe als diffamierend". Der 78-Jährige kündigte an, sich an einer möglichen zivilrechtlichen Untersuchung "aktiv" beteiligen zu wollen, "damit die Wahrheit ermittelt und meine Unschuld anerkannt wird".

Ouellet von Missbrauchs-Sammelklage in Kanada betroffen

Ouellet ist von einer Missbrauchs-Sammelklage gegen das Erzbistum Quebec betroffen. Laut kanadischen Medienberichten steht sein Name auf einer Liste mit 88 beschuldigten Geistlichen. Es handele sich um eine Zivilklage von mehr als 100 Personen, die seit 1940 von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht worden sein sollen - die meisten als Minderjährige. Die überwiegende Zahl der Übergriffe ereignete sich demnach in den 50er- und 60er-Jahren.

Eine ehemals als Pastoralreferentin tätige Frau werfe Ouellet "nicht einvernehmliche Berührungen sexueller Art" vor, wird aus den Gerichtsdokumenten zitiert. Dies sei in den Jahren 2008 bis 2010 geschehen, als der Kanadier Erzbischof von Quebec war. Es habe sich jedes Mal "sehr unangenehm" angefühlt, sagte die Betroffene einem kanadischen Radiosender. Sie habe versucht, ihrem damaligen Vorgesetzten Ouellet aus dem Weg zu gehen. Erst seit 2021 wüssten die zuständigen kirchlichen Beschwerdestellen über die Vorwürfe Bescheid.

Der Vatikan hatte am Donnerstag mitgeteilt, keine eigene Untersuchung gegen den Kurienkardinal einzuleiten. Nach einer Voruntersuchung habe Papst Franziskus entschieden, "dass es keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Eröffnung einer kanonischen Untersuchung wegen sexueller Nötigung von Kardinal Ouellet gegen Person F" gebe. (KNA)