Ein neuer Purpurträger konnte nicht an der Zeremonie teilnehmen

Papst erhebt 20 Geistliche zu Kardinälen

Veröffentlicht am 27.08.2022 um 18:24 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die feierliche Zeremonie im Petersdom war der Auftakt zur anstehenden Versammlung der Purpurträger: Papst Franziskus hat 20 Kirchenmänner in den Kardinalsstand erhoben. Einer von ihnen konnte jedoch nicht daran teilnehmen.

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In einer feierlichen Zeremonie im Petersdom hat Papst Franziskus am Samstag 20 Geistliche aus vier Kontinenten zu Kardinälen der katholischen Kirche erhoben. 16 von ihnen sind jünger als 80 Jahre und könnten derzeit an einer Papstwahl teilnehmen. Es war das achte Mal, dass Franziskus seit seiner Wahl die Reihen der höchsten Würdenträger auffrischte.

Das Kardinalskollegium besteht nun aus 226 Männern; von ihnen sind 132 zur Papstwahl berechtigt. 83 der Wähler sind von Franziskus ernannt (62,6 Prozent), 38 von Benedikt XVI. (2005-2013) und 11 noch von Johannes Paul II. (1978-2005). Für eine gültige Papstwahl ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich; das wären derzeit 88 Stimmen.

"Ein Kardinal liebt die Kirche"

Einer der 20 vom Papst zum Kardinal erhobenen Kandidaten, Richard Kuuia Baawobr (63) aus Ghana, war zwar nach Rom gekommen, konnte wegen akuter gesundheitlicher Probleme aber nicht an der Zeremonie im Vatikan teilnehmen. Der Papst ordnete an, ihm die Kardinals-Insignien durch einen Boten zu überbringen.

In seiner Predigt erinnerte der Papst daran, dass es neben dem großen "missionarischen Feuer", dem die Kardinäle in der Nachfolge Christi verpflichtet seien, auch "die beständige Glut" gebe, die inmitten des Gottesvolkes brenne. Sie werde zum Beispiel von Eheleuten in ihren Familien oder von alten Menschen am Leben gehalten.

Ein Kardinal solle immer beides wichtig nehmen, das große und das kleine: "Ein Kardinal liebt die Kirche, immer mit demselben geistlichen Feuer, ob er nun mit großen oder kleinen Fragen befasst ist, ob er die Großen dieser Welt trifft oder die Kleinen, die vor Gott groß sind", betonte der Papst. Er nannte die Kardinäle Agostino Casaroli (1914-1998) und Francois Xavier Nguyen Van Thuan (1928-2002) als Vorbilder.

Linktipp: Nach Protest von Missbrauchsbetroffenen: Van Looy wird nicht Kardinal

Der Genter Emeritus Van Looy scheint ein Bischof zu sein, wie ihn sich der Papst wünscht – die Erhebung zum Kardinal galt als Auszeichnung für sein soziales Engagement. Der Protest von Missbrauchsopfern verhindert nun, dass ihm die Ehre zuteil wird.

Die Ernennung der neuen Purpurträger war der Auftakt zu der von Franziskus einberufenen Versammlung aller Kardinäle, bei der über einen Umbau der Zentralverwaltung der katholischen Weltkirche beraten werden soll. Wie das vatikanische Presseamt am Samstag mitteilte, werden sich die Gespräche am Montag und Dienstag über je sieben Stunden erstrecken, unterbrochen durch eine kurze Mittagspause.

Neben Diskussionen in Sprachgruppen werde es auch Debatten im Plenum geben, heißt es in der Mitteilung. Die Zahl der bislang angemeldeten Teilnehmer gab der Vatikan mit 197 an.

Rund 180 Kardinäle erwartet

Da unter ihnen auch einige Patriarchen von katholischen Ostkirchen sowie einige Spitzenbeamte des vatikanischen Staatssekretariats sind, gehen Beobachter davon aus, dass etwa 180 der derzeit 226 Kardinäle an den Beratungen teilnehmen werden. Insbesondere aus der Gruppe der über 80-Jährigen – sie machen mehr als ein Drittel des Kollegiums aus – haben einige Kardinäle alters- oder krankheitsbedingt auf eine Teilnahme verzichtet.

Am Dienstagnachmittag beschließt eine Messe im Petersdom die Reihe der formellen und informellen Kardinalstreffen. Die Ansprache des Papstes zu diesem Anlass wird mit Spannung erwartet.

Vergleichbare beratende Versammlungen der Kardinäle der katholischen Weltkirche hat es im Pontifikat von Franziskus bislang nur zwei gegeben. 2014 stand die Debatte um einen anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Mittelpunkt. Im Jahr darauf ging es unter anderem um die vatikanischen Finanzen und um das damals noch relativ neue Projekt einer Kurienreform. Seit sieben Jahren hat Franziskus das Kardinalskollegium nicht mehr zu Beratungen nach Rom berufen. (mal/KNA)