Bundesfinanzminister gehört keiner Kirche an

Nach Lindner-Hochzeit: Bischöfin will Debatte zu Kirchenmitgliedschaft

Veröffentlicht am 15.09.2022 um 15:44 Uhr – Lesedauer: 

Lübeck ‐ Kein Kirchenmitglied, trotzdem kirchliche Trauung: Die Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner wurde stark diskutiert. Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche fordert nun eine Debatte, was "Kirchenmitgliedschaft" genau heißt.

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Nach der Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner auf Sylt im Juli hat die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, eine Debatte über das Verhältnis von Kirchensteuer und Kirchenmitgliedschaft angemahnt. Die Kirche sollte erörtern, welches Verständnis von Kirchenmitgliedschaft sie habe und wie dies mit der Zahlung von Kirchensteuer zusammenhänge, sagte die Theologin am Donnerstag vor der in Lübeck-Travemünde tagenden Landessynode.

"Wenn Kirchenmitgliedschaft und die damit verbundene Zahlung von Kirchensteuer so eng miteinander verbunden werden, dass daraus exklusive Rechte auf Segenshandlungen abgeleitet werden, bedarf es auch einer eingehenden Debatte zum Verständnis von Kirchenmitgliedschaft und dem, was 'Segen' eigentlich meint", so die Bischöfin. In der evangelischen Kirche ist – anders als in der katholischen – die Ehe kein Sakrament, sondern die Segensfeier zu einer bereits erfolgten standesamtlichen Eheschließung.

Sylter Pfarrerin Vertrauen ausgesprochen

Vor den Synodalen sprach Kühnbaum-Schmidt zudem der Sylter Pfarrerin Susanne Zingel öffentlich ihr Vertrauen aus: "Unterstreichen will ich heute, dass unser Vertrauen der dortigen Pastorin und der Kirchengemeinde gilt." Diese hätten "in der Bindung an die Heilige Schrift und das Bekenntnis sowie in Achtung der Ordnungen unserer Kirche" den Dienst am Evangelium ausgeübt.

Zugleich zeigte die Landesbischöfin Verständnis für die Irritation vieler Gemeindeglieder angesichts der Trauung zweier Menschen, die nicht der Kirche angehörten. "Ich verstehe, dass Kirchensteuer zahlende Kirchenmitglieder sich fragen, wie zugänglich unsere aus Kirchensteuermitteln finanzierten Angebote für alle sein sollen", sagte Kühnbaum-Schmidt. "Aber ich sehe auch, wie dringlich wir gerade Menschen, die noch nicht oder nicht mehr Kirchenmitglieder sind, erfahrbar machen müssen, was christlicher Glaube, was christliche Gemeinschaft bedeuten." (KNA)