Mehr Austritte aus evangelischer Kirche "in und um Köln"

Latzel: Werden "in Mithaftung" genommen für Krise im Erzbistum Köln

Veröffentlicht am 19.12.2022 um 09:39 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ "In und um Köln" gebe es vermehrt Austritte auch aus der evangelischen Kirche: Präses Thorsten Latzel sieht darin eine "Mithaftung" – und verteidigt, dass es in diesem Jahr keinen gemeinsamen Adventsgottesdienst mit dem Erzbistum Köln gibt.

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Auch die evangelische Kirche verzeichnet "in und um Köln" vermehrt Austritte. Die Zahlen seien doppelt so hoch wie an anderen Stellen, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, der "Rheinischen Post" (Montag). Die evangelische Kirche werde oft "in Mithaftung" genommen für die Krise im Erzbistum Köln. Laut Latzel benötigt die Kirche "wieder Vertrauen der Menschen in unsere Institutionen und die handelnden Personen". Es sei aber nicht Aufgabe der evangelischen Kirche, die Fragen der katholischen Seite zu lösen.

Der Präses verteidigte zudem die Entscheidung, dass es in diesem Jahr keinen gemeinsamen Adventsgottesdienst mit dem Erzbistum Köln gibt. Er wäre "nicht mehr als Gottesdienst wahrgenommen, sondern von der politischen Wahrnehmung von außen überlagert worden". Es habe sich jedoch nicht um eine Absage gehandelt, betonte Latzel: "Vielmehr haben wir angeboten, ihn in anderer Form stattfinden zu lassen. Dieses Angebot hat im Erzbistum Köln allerdings keinen Widerhall gefunden. "

Vor allem wegen der Missbrauchsaufarbeitung ist im Erzbistum Köln eine Vertrauenskrise entstanden. Papst Franziskus hatte Kardinal Rainer Maria Woelki im Herbst vergangenen Jahres in eine mehrmonatige Auszeit geschickt und ihn später aufgefordert, seinen Rücktritt anzubieten. Über den Amtsverzicht hat der Papst noch nicht entschieden.

Latzel befürwortet Gespräche mit "Letzter Generation"

ehr Dialog mit Vertretern der "Letzten Generation". "Wir müssen mit der 'Letzten Generation' reden, nicht über sie", sagte der Präses. Er halte es "für nicht zielführend, jetzt von einer 'Klima-RAF' zu sprechen, sie zu stigmatisieren oder in 30-tägige Schutzhaft zu nehmen, wie es derzeit in Bayern geschieht".

Zugleich kritisierte Latzel die Klima-Proteste der Gruppe. "Ich halte ihre Mittel für kontraproduktiv, weil sie die Gesellschaft spalten und den demokratischen Rechtsstaat infrage stellen", sagte er. Als Christ teile er jedoch die "Dringlichkeit des Anliegens". Die Kirche sei bei der Bewahrung der Schöpfung und der Stärkung des sozialen Zusammenhalts mehr denn je gefragt. (tmg/KNA)

19.12., 10:45 Uhr: Ergänzt um "Letzte Generation".