Missbrauchsbeschuldigter Geistlicher hatte sich nicht an Auflagen gehalten

Jesuiten schließen Rupnik aus Orden aus

Veröffentlicht am 15.06.2023 um 11:51 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Der Jesuitenorden hat nun die Reißleine gezogen und den missbrauchsbeschuldigten Marko Rupnik ausgeschlossen. In der Begründung heißt es, er habe sich wiederholt geweigert, "ein klares Signal zu geben, um einen Weg der Wahrheit einzuschlagen".

  • Teilen:

Der Jesuitenorden hat den wegen geistlichen und sexuellen Missbrauchs in mehreren Fällen beschuldigten Priester und Künstler Marko Rupnik ausgeschlossen. In einer Erklärung der Jesuiten vom Donnerstag heißt es, dass Rupnik am 9. Juni per Dekret aus der Gemeinschaft entlassen wurde, "weil er sich hartnäckig weigerte, das Gehorsamsgelübde einzuhalten". Rupnik habe 30 Tage Zeit, um gegen den Beschluss Berufung einzulegen.

Laut der Erklärung forderten die Jesuiten Rupnik zu einer Stellungnahme zu Vorwürfen mutmaßlicher weiterer Betroffener auf, die sich nach dem Bekanntwerden der Causa im vergangenen Jahr gemeldet hatten. Das habe er jedoch abgelehnt. "Daraufhin drängten wir Pater Marko Rupnik, die Kommunitäten zu wechseln und eine neue Aufgabe anzunehmen, in der wir ihm eine letzte Chance als Jesuit boten, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen und den vielen Geschädigten, die gegen ihn aussagten, ein klares Signal zu geben, um einen Weg der Wahrheit einzuschlagen", heißt es wörtlich. Angesichts der "wiederholten Weigerung" Rupniks, diesem Auftrag nachzukommen, sei den Jesuiten nichts anderes übriggeblieben, als ihn auszuschließen.

Nicht nur Auftrittsverbot

2022 hatte der Jesuitenorden Rupnik untersagt, öffentlich sein Priesteramt auszuüben oder sich öffentlich zu äußern. Auch durfte er die italienische Region Latium nicht verlassen. Im Frühjahr dieses Jahres wurden die Sanktionen verschärft. Seitdem durfte Rupnik auch nicht mehr öffentlich als Künstler tätig sein. Schon damals wurde die Möglichkeit eines Ausschlusses genannt. Im März berichteten Medien, dass sich Rupnik nicht an die Auflagen halte. So soll er weiterhin öffentlich Gottesdienste gefeiert haben; außerdem sei er bei der Leitung von Führungen in der Lateranbasilika gesehen worden. Zuletzt wurde bekannt, dass Rupnik nach Bosnien-Herzegowina und Kroatien gereist ist und dort an Kunstprojekten arbeitete.

Der Fall Rupnik war im Dezember 2022 publik geworden. Mehrere Frauen hatten ausgesagt, er habe sie sich unter Ausnutzung seiner Autorität als Geistlicher sexuell gefügig gemacht. Ermittlungsverfahren des Ordens unter Federführung der Glaubenskongregation endeten mit der Feststellung, dass die mutmaßlichen Verfehlungen verjährt seien. In einem anderen Fall war Rupnik im Mai 2020 nach drei Jahren Ermittlungen und Verfahren per Dekret der Glaubenskongregation exkommuniziert worden. Er hatte eine der Frauen, die er verführt hatte, in der Beichte von der mit ihm selbst begangenen Sünde losgesprochen – und damit nach dem Kirchenrecht eine der schlimmsten Straftaten begangen. Noch im selben Monat wurde die Exkommunikation wieder aufgehoben, weil der Täter gestanden und bereut hatte. Daraufhin wurde immer wieder die Vermutung geäußert, die rasche Aufhebung der Strafe habe der Papst persönlich angeordnet. Franziskus betonte jedoch, er sei an der Entscheidung nicht beteiligt gewesen. (mal)

Hinweis: Die ursprüngliche Meldung wurde nach den neuen Entwicklungen aktualisiert.