Vikariat Rom ließ Werkstatt des Ex-Jesuiten untersuchen

Visitator zweifelt an Vorwürfen gegen Rupnik – Bericht vorgestellt

Veröffentlicht am 18.09.2023 um 15:14 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Nach einer Visitation gibt es Zweifel an Vorwürfen gegen den Ex-Jesuiten Marko Rupnik – jedenfalls in den Augen des Untersuchungsführers. Was genau er herausgefunden hat, bleibt im Dunkeln. Doch der Kardinalvikar nimmt die Erkenntnisse sehr ernst.

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Der Visitator der Mosaikwerkstatt des missbrauchsbeschuldigten Marko Rupnik hat Zweifel an den Vorwürfen sexualisierter Gewalt gegen den Ex-Jesuiten vorgebracht. Am Montag stellte das Vikariat die Ergebnisse der Visitation des "Centro Aletti" vor, das als öffentlicher kanonischer Verein der Diözese Rom organisiert ist. Gegen die Gemeinschaft selbst konnte der Visitator, der römische Kirchenrechtsprofessor Giacomo Incitti, keine Beanstandungen vorbringen. Gemäß seines Auftrags habe er nicht nur die Einrichtung untersucht, sondern auch die wichtigsten Vorwürfe, die gegen Rupnik vorgebracht wurden, "insbesondere diejenigen, die zu dem Antrag auf Exkommunikation führten". Dabei habe der Visitator "schwerwiegende Anomalien" bemerkt, heißt es in der Mitteilung des Vikariats. Diese Unregelmäßigkeiten ließen "begründete Zweifel an dem Exkommunikationsantrag selbst" aufkommen. Der Kardinalvikar von Rom, Angelo De Donatis, habe aufgrund der Bedeutung dieser Feststellung die zuständigen Behörden informiert. Weitere Angaben zur Bewertung von Vorwürfen gegen Rupnik machte das Vikariat nicht.

Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Rupnik hatte De Donatis im Januar eine kanonische Visitation angeordnet. Den Angaben zufolge habe der Visitator bereits am 23. Juni seinen Abschlussbericht vorgelegt. Die Visitation sollte unter anderem die Führungskultur und die Arbeit der Leitungsorgane untersuchen sowie das Leben der Gemeinschaft einschließlich der Beziehungen der Mitglieder zu ihrem Gründer Rupnik untersuchen. Der Visitator habe ein gesundes Gemeinschaftsleben vorgefunden. Trotz der Verbitterung der Mitglieder der Gemeinschaft angesichts der Vorwürfe gegen ihren Gründer hätten sie sich für Diskretion im Umgang mit der Situation entschlossen. Das Vikariat teilte mit, dass die Visitation nach dem Abschlussberichts durch den Kardinalvikar beendet worden sei, ohne dass Gründe für weitere Maßnahmen vorliegen würden.

Aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen

Am vergangenen Freitag hatte Papst Franziskus Rupniks Nachfolgerin in der Leitung des Centro Aletti, Maria Campatelli, empfangen. Campatelli verteidigte in der Vergangenheit Rupnik und sprach von einer Medienkampange. Mehrere Frauen werfen Rupnik vor, er habe sie sich unter Ausnutzung seiner Autorität als Priester sexuell gefügig gemacht. Der Fall Rupnik wurde im Dezember 2022 publik. Ermittlungsverfahren des Jesuitenordens unter Leitung der Glaubenskongregation endeten mit der Feststellung, dass die mutmaßlichen Verfehlungen verjährt seien. In einem anderen Fall war Rupnik im Mai 2020 nach drei Jahren Ermittlungen und Verfahren per Dekret der Glaubenskongregation exkommuniziert worden. Er hatte eine der Frauen, die er zum Geschlechtsverkehr gedrängt hatte, in der Beichte von dieser Tat losgesprochen. Noch im selben Monat wurde die Exkommunikation wieder aufgehoben, weil der Täter gestanden und bereut hatte.

2022 untersagte der Jesuitenorden Rupnik die öffentliche Ausübung seines Priesteramts und ordnete weitere Auflagen an. Mitte Juni wurde er aus dem Orden ausgeschlossen, nachdem er die Auflagen anscheinend ignoriert hatte. Gegen den Ausschluss hatte der Priester keine Rechtsmittel eingelegt. Außerdem haben die Jesuiten ihre Verbindung zum "Centro Aletti" getrennt. (fxn)