TV-Legende Gottschalk nimmt Abschied – Karriere mit Gottvertrauen
Mit letzten Sendungen kennt sich Thomas Gottschalk aus. Zweimal verabschiedete er sich schon im ZDF von "Wetten dass", kehrte aber dann 2021 erneut für drei Ausgaben zurück, bis endgültig Schluss war. An diesem Nikolaustag will er nun wirklich Abschied nehmen von der Samstagabendunterhaltung. Letztmals wird die TV-Legende mit Günther Jauch und Barbara Schöneberger einen großen Kindergeburtstag in der RTL-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" feiern. Das Motto passt auch zur Situation der 75-jährigen TV-Legende. Jüngst machte er öffentlich, an Krebs erkrankt zu sein.
Für seine Äußerungen bei der Bambi- und danach bei der Romy-Gala hatte er zuvor viel Kritik einstecken müssen. Das war nicht mehr der spritzige Gottschalk mit seinem Mutterwitz gewesen. Der hatte einst mühelos ein TV-Interview mit der ihm zugeschalteten Tina Turner – die ihn nicht hören konnte – einfach unterhaltsam wegmoderiert. Ein anderes Mal rettete er den Deutschen Fernsehpreis, als Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki die Annahme der Auszeichnung verweigerte. Schmerztabletten, die er derzeit nehmen müsse, hätten ihn verändert, erklärte Gottschalk seine Aussetzer.
Noch bevor er mit der Krankheit rausrückte, gab er jedoch der "Bunte" ein Interview, in dem er bekannte, ein assistierter Suizid, wie ihn die Kessler-Zwillinge für sich gewählt hätten, sei seine Sache nicht. "Mein Leben liegt in der Hand Gottes. Ich habe mir das Leben geben lassen. Und ich lasse es mir auch wieder nehmen." Gottschalk ist in einer katholischen Familie aufgewachsen. Das Kirchenjahr mit seinen Festen hat ihn geprägt, wie er in seinem letzten Buch "Ungefiltert" bekannte.
"Einflugschneise des Heiligen Geistes"
Die "Sache mit Gott" begann für Gottschalk damit, dass er am 18. Mai 1950, an Christi Himmelfahrt, zur Welt kam. Seine schlesische Mutter, die mit ihrem Mann, einem Anwalt, nach der Vertreibung ein neues Zuhause im fränkischen, eher protestantischen Kulmbach gefunden hatte, war zur Entbindung ins katholische Bamberg gegangen.
Bereits als Kind habe er ständig "in der Einflugschneise des Heiligen Geistes" herumgestanden, notierte der Entertainer in "Herbstblond". Das Jesulein habe über seine kindliche Unschuld gewacht, der Schutzengel ihn als Sechsjährigen aus einem Kanalschacht geholt, in den er beim Spielen gefallen sei; "und der liebe Gott sieht sowieso alles".
Geistliches Personal gehörte zum Dunstkreis von Gottschalks Jugend. Da war die "Tante Hildegard", die als Nonne im Herz-Jesu-Kloster in Wien lebte. Vor allem aber war da "Onkel Hans", der sich besonders der Familie annahm, als Thomas' Vater 1964 starb. Zurück ließ der Anwalt eine finanziell nicht abgesicherte Familie mit drei Kindern; das Jüngste gerade mal vier Jahre alt.
2018 diskutieren TV-Moderator Thomas Gottschalk und Kardinal Reinhard Marx in München über das Buch "Barmherzigkeit - Die Botschaft des Papstes".
Ferien der Familie fanden oft in Klöstern oder Pfarrhäusern statt. "Ich fand die Grablegung eines bleichen Gips-Jesus am Karfreitag genauso spannend wie die dunkle Kirche in der Osternacht, die sich mit dem Ruf 'Lumen Christi' langsam erhellte."
Selbstverständlich wurde Gottschalk selbst Ministrant, Messdiener. Er ging auf ein humanistisches Gymnasium und schaffte nach zwei Ehrenrunden auch das Abitur. Mit Erfolg machte er die Aufnahmeprüfung bei der Katholischen Journalistenschule ifp bei dem "großen Jesuiten" Wolfgang Seibel. Ihn ließ er 2018 beim 50-Jahr-Jubiläum der Einrichtung hochleben und fragte ihn: "Bin ich der Einzige, der danebenging?" Seibel konterte: "Ich würde nicht sagen, der Einzige" - und interpretierte das "danebengehen" eher positiv.
Lehmann und Marx
Mit Geistlichen hatte Gottschalk nie Berührungsängste. Der einstige Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Karl Lehmann saß bei ihm auf der "Wetten dass"-Couch, und mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx diskutierte er im Literaturhaus über das Buch "Barmherzigkeit" von Papst Franziskus – das er "berührend schlicht" nannte, während andere Theologen stärker verkopft seien. So habe er die "Jesus"-Trilogie von Benedikt XVI./Joseph Ratzinger nur bis Band zwei geschafft.
Die Karriere von Thomas Gottschalk, die ihn vom Bayerischen Rundfunk zur großen TV-Unterhaltung führte, ist weithin bekannt. Trotz eines Schlösschens am Rhein und eines Hauses im kalifornischen Malibu, das 2018 abbrannte, verlor er nie die Bodenhaftung.
"Ich bin in einem Alter, wo mehr Anlass zu Dankgebeten besteht als zu unsinnigen Bitten für weiteres Wohlergehen", wusste er schon vor zehn Jahren. Auch kündigte er an: "Spätestens wenn einer zum Papst gewählt wird, der später geboren ist als ich, gehe ich verbindlich in Rente." Das ist nun passiert: Leo XIV., Jahrgang 1955. Der fünf Jahre ältere Gottschalk hält nun Wort.
