"Keine Entgleisung Einzelner"
Dekan Franz Dünzl betont in dem Schreiben, dass niemand für den kirchlichen Dienst geeignet sei, "der sich zu rechtsradikalem Gedankengut bekennt, antijüdische und ausländerfeindliche Ansichten propagiert, Minderheiten diskriminiert, die Verbrechen der Nazis verharmlost oder den Holocaust leugnet". Das treffe nicht nur auf Priester zu, sondern auf alle Berufsgruppen, vom Religionslehrer bis zum Professor. Auch wenn die erhobenen Vorwürfe nicht verallgemeinert werden dürften, stehe in dem Fall "auch die Glaubwürdigkeit der Priesterausbildung in der Katholischen Kirche insgesamt auf dem Prüfstand".
Zweites Vatikanisches Konzil grundsätzlich in Frage gestellt
Der Dekan begrüßt, dass der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann eine externe Kommission zur Prüfung der Vorwürfe eingesetzt hat. Nach Einschätzung der Fakultät geht es "nicht allein um die 'Entgleisung' einzelner Studenten". Vielmehr stehe grundsätzlich die Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) auf dem Spiel, vor allem zum Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen.
Vor knapp einer Woche geriet das Würzburger Priesterseminar in die Schlagzeilen. Einige der insgesamt 18 Seminaristen aus Bamberg und Würzburg haben sich Judenwitze erzählt und ein Konzert der Band "Frei.Wild" besucht, der Rechtslastigkeit vorgeworfen wird. Widersprüchliche Angaben gibt es zur Frage, ob Priesteramtskandidaten im Keller des Seminars bei einem Umtrunk am 20. April den Geburtstag von Adolf Hitler "gefeiert" haben. Die Untersuchungskommission unter Vorsitz des Bamberger OLG-Richters Norbert Baumann wird sich mit diesen Vorgängen befassen. Danach sollen Konsequenzen gezogen werden. (KNA)
