Christoph Strack über den Generaloberen der Piusbruderschaft

Fellays falscher Hochmut

Veröffentlicht am 08.09.2016 um 00:01 Uhr – Von Christoph Strack – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Christoph Strack über den Generaloberen der Piusbruderschaft

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Man mag es nicht glauben. Der Generalobere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, sieht sich auf der Zielgeraden bezüglich einer Anerkennung durch Rom. Und sagt – Eigenschutz hilft, denn gemeinhin produzieren Schismatiker gerne mal weitere Auf- und Abspaltungen – seinen Gefolgsleuten gleich dabei, er würde bei allen Gesprächen mit Rom stets auf seine Bedingungen pochen. "In anderen Worten: keine Änderung für Euch!", heißt es in dem Bericht.

Nun steht die katholische Kirche im "Jahr der Barmherzigkeit". Und man weiß: Bei Gott ist alles und im Blick der Barmherzigkeit wohl ziemlich viel möglich. Das Gespräch, zu dem Papst Franziskus den Traditionalisten-Bischof im April getroffen hatte, ist dafür der beste Beleg. Da will Franziskus, der aus seiner argentinischen Sicht ja seinen eigenen Blick auf die häufig antisemitisch eingefärbte Truppe haben wird, etwas erreichen. Wie ließ der Papst an diesem Mittwoch kurz und knapp auf Twitter verbreiten: "Gott hat stets Erbarmen, wenn wir bereuen."

Man muss sich nur an 2009 erinnern – welche Erschütterungen die unglückselig verlaufene Aufhebung der Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen durch Benedikt XVI. auslöste… Dazu zählte der – später ausgeschlossene – Holocaust-Leugner Richard Williamson. Wie sehr hat der damalige Vorgang (und nicht zuletzt die Rüge seitens der deutschen Bundeskanzlerin) dem Ansehen der katholischen Kirche geschadet. Aber der Vorgang zeigte exemplarisch, welche Schwierigkeiten die Piusbrüder mit Religionsfreiheit und dem Respekt vor dem Judentum haben.

Wie schön wäre es, in Ausführungen Fellays zu lesen, dass die Traditionalisten selbstverständlich die Religionsfreiheit im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und seines so wichtigen Dokuments "Dignitatis humanae" teilten. Dass sie um die Bedeutung des Dialogs mit der Moderne wüssten. Aber nein. Stattdessen findet sich in der Schilderung von Fellays Rede der pamphletische Satz, dass "manche Menschen, die noch ein Gewissen haben, entsetzt davon sind, was in der Kirche geschieht". Wen soll das treffen, wenn nicht Franziskus?

Da sei der Tweet aus Rom noch einmal zitiert. "…wenn wir bereuen". Spricht jemand, der bereut und dem die Einheit mit dem Papst am Herzen liegt, so wie Bischof Fellay?

Von Christoph Strack

Der Autor

Christoph Strack ist stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios der Deutschen Welle.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.