Geld sei nicht an die Australische Bischofskonferenz geflossen

Kardinal Pell erhebt erneut Vorwürfe gegen Widersacher Becciu

Veröffentlicht am 17.12.2021 um 16:50 Uhr – Lesedauer: 

Washington/Rom ‐ Sein Rivale Giovanni Becciu soll für dubiose Überweisungen des Vatikan nach Australien verantwortlich gewesen sein. Das behauptet jetzt Kardinal George Pell. Aussagen, wonach das Geld an die Bischofskonferenz geflossen sei, seien "garantiert falsch".

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Der australische Kardinal George Pell sorgt mit neuen Vorwürfe gegen seinen einstigen Widersacher Giovanni Angelo Becciu für Schlagzeilen. Im Interview des US-Portals "National Catholic Register" (Donnerstag Ortszeit) warf er dem früheren Kurienkardinal indirekt vor, für dubiose Überweisungen des Vatikan nach Australien 2017 verantwortlich gewesen zu sein. "Ich habe eine Frage an Kardinal Becciu: "Wird er uns sagen, wofür das Geld bestimmt war?", so Pell.

Konkret soll es um 2,3 Millionen Australische Dollar (rund 1,5 Millionen Euro) gehen. Pell will durch Aufzeichnungen aus dem aktuellen Vatikan-Finanzprozess von den angeblichen Geldtransfers erfahren haben. Sie fielen demnach genau in die Zeit, als er sich selbst wegen Missbrauchsvorwürfen vor der australischen Justiz verantworten musste. Nach zeitweiser Inhaftierung wurde der ehemalige Finanzchef des Vatikan schließlich im April 2020 freigesprochen.

Nach Aussagen des Hauptzeugen aus dem vatikanischen Finanzprozess, Alberto Perlasca, sei das Geld an die Australische Bischofskonferenz geflossen. "Das ist garantiert falsch", versicherte Pell. Er habe dort nachgefragt: Dort sei nichts angekommen. In dem laufenden Verfahren vor dem Strafgericht des Vatikan geht es unter anderem um verlustreiche Investitionen des Staatssekretariates. Zu den Angeklagten zählt auch Becciu, von 2011 bis 2018 Substitut des Staatssekretariats und damit eine Art Stabschef der kirchlichen Leitungszentrale.

Bild: ©KNA/Romano Siciliani

Giovanni Angelo Becciu verbindet eine lange Rivalität mit dem Australier George Pell.

Becciu (73) verbindet eine jahrelange Rivalität mit Pell (80), der sich einst als Präfekt des 2014 errichteten Wirtschaftssekretariates um eine stärkere Finanzkontrolle bemühte. Medien spekulierten bereits mehrfach darüber, verdeckte Zahlungen aus Rom könnten dazu gedient haben, den Missbrauchsprozess gegen Pell überhaupt erst zu ermöglichen.

Er würde sich freuen, wenn die geflossenen Gelder nichts mit ihm zu tun und harmlosen Zwecken gedient hätten, betonte der Australier. "Dann wäre ich beruhigt, und wir könnten mit unserem Leben weitermachen." Bislang allerdings fehlten die entsprechenden Informationen.

Überhaupt sei er wenig zuversichtlich, ob der Prozess am Ende wirklich zur Aufklärung beitrage. "Er könnte aus juristischen Gründen scheitern", gab Pell zu bedenken. Mit Blick auf das frühere Finanzgebaren des Vatikan zeichnete er ein chaotisches Bild. Als verantwortlicher Kontrolleur habe er seinerzeit versucht, Ordnung zu schaffen. Dabei seien insgesamt 1,3 Milliarden Euro entdeckt worden, zu denen keine Aufzeichnungen in den Büchern existiert hätten. Der Grund könnte schlichte Nachlässigkeit gewesen sein, räumte der Kardinal ein. "Aber das Geld war nicht gemeldet." (KNA)