Reformprozess werde von "Elite" geführt

Papst Franziskus: Synodaler Weg in Deutschland ist keine echte Synode

Veröffentlicht am 25.01.2023 um 14:59 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/New York ‐ "Es ist nur dem Namen nach ein synodaler Weg; keiner, an dem das Volk Gottes als ganzes beteiligt ist, sondern einer, der von einer Elite veranstaltet wird": Der Papst äußert sich kritisch zum Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland.

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Papst Franziskus hat die bisherige katholische Reformdebatte in Deutschland kritisiert. Der deutsche Synodale Weg sei "keine Synode, kein echter synodaler Weg. Es ist nur dem Namen nach ein synodaler Weg; keiner, an dem das Volk Gottes als ganzes beteiligt ist, sondern einer, der von einer Elite veranstaltet wird", sagte Franziskus im Interview der Nachrichtenagentur Associated Press (Mittwoch).

Vorausgegangen war eine Frage, wie angesichts der Sorgen mancher Beobachter über den deutschen Synodalen Weg die vom Papst ausgerufene Weltsynode einen guten Weg finden könne. Darauf die Antwort des Papstes: "Da hilft die deutsche Erfahrung nicht; denn es ist keine Synode, kein echter synodaler Weg."

Im deutschen Synodalen Weg beraten Bischöfe, Theologen und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle von Frauen in der Kirche.

Papst fordert: Weniger Soziologie, mehr Tradition

"Sie haben einige Probleme genannt, die sie lösen wollen; aber nach welchen Kriterien lösen sie sie?", fragte Franziskus: "auf der Grundlage ihrer kirchlichen Erfahrung, indem sie von der Tradition der Apostel ausgehen und sie auf die heutige Zeit übertragen – oder auf der Grundlage soziologischer Daten?" Das sei das grundlegende Problem, befand der Papst.

Bei der von ihm ausgerufenen Weltsynode betont das Kirchenoberhaupt immer wieder die spirituelle Ebene des Ereignisses. Konkrete Reformen stehen bei dem bis 2024 dauernden Prozess nicht auf dem Plan. Stattdessen geht es vor allem um Fragen des künftigen Umgangs der Katholiken miteinander. Umfragen unter Gläubigen weltweit hatten in der ersten Phase der Synode aber gezeigt, dass sie sich in vielen Ländern mehr Mitverantwortung, weniger Klerikalismus und eine Förderung der Frauenrechte wünschen.

Gottesienst bei der Synodalversammlung
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht

Teilnehmer beim Gottesdienst im Sitzungssaal auf der vierten Synodalversammlung am 9. September 2022 in Frankfurt.

In Bezug auf den Synodalen Weg in Deutschland zeigte sich das Kirchenoberhaupt im Interview aber auch versöhnlich: "Wir müssen geduldig sein, einen Dialog führen und diese Leute auf dem wirklichen synodalen Weg begleiten." Ziel sei, "diesem eher elitären Weg zu helfen, damit er nicht irgendwie schlecht endet, sondern auch in die Kirche integriert wird".

Kritik aus dem Vatikan am deutschen Reformprozess gab es immer wieder. Zuletzt hatte ein Schreiben aus Rom dem geplanten Synodalen Rat in Deutschland eine Absage erteilt. Die deutschen Bischöfe wollen jedoch an ihrem Vorhaben festhalten. (tmg/ben/KNA)

25.1., 18:35 Uhr: Meldung aktualisiert.