Die betreffenden Personen verfolgten nur ihre eigene Agenda

Papst Franziskus: Tod von Benedikt XVI. wurde instrumentalisiert

Veröffentlicht am 06.02.2023 um 09:36 Uhr – Lesedauer: 

Juba/Rom ‐ Papst Franziskus hat eine Instrumentalisierung seines Vorgängers gegen seine Person beklagt. Er erzählte dabei auch eine Anekdote, wie er von jemandem, der "sich für einen großen Theologen hält", bei Benedikt XVI. "angeschwärzt" worden sei.

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Der Tod von Benedikt XVI. wurde nach Auffassung von Papst Franziskus gegen ihn "instrumentalisiert". Wer seinen verstorbenen Vorgänger, einen guten und gottesfürchtigen Mann, dazu benutze, habe keine Ethik und handle nicht als Mensch der Kirche, sagte Franziskus am Sonntag auf dem Rückflug vom Südsudan vor mitreisenden Journalisten. Die betreffenden Personen verfolgten nur ihre eigene Agenda, so der Papst. Namen nannte er nicht.

Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. (2005-2013) am 31. Dezember hatten Buch- und Medienveröffentlichungen für Aufsehen gesorgt. Sie beschäftigten sich etwa mit der angeblich schwierigen Beziehung zwischen Franziskus und seinem Amtsvorgänger. Unter den Autoren waren der ehemalige Privatsekretär Benedikts XVI., Erzbischof Georg Gänswein, und der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Franziskus sagte, man sehe immer wieder die Tendenz, aus theologischen Positionen heraus Konflikte heraufzubeschwören. Er selbst erzählte eine Anekdote, wie er von einer "Person, die sich für einen großen Theologen hält", bei Benedikt XVI. "angeschwärzt" worden sei. Anlass war demnach eine würdigende Äußerung von Franziskus über die Zivilehe von gleichgeschlechtlichen Paaren, bei der es um die Frage rechtlicher und sozialer Absicherung ging.

Papst: Homosexuelle nicht ausgrenzen

Benedikt XVI. habe sich über den Sachverhalt aufklären lassen, sagte Franziskus. "So war die Geschichte aus der Welt." Geschichten, wonach Benedikt XVI. sich darüber geärgert habe, seien erfunden. Der Papst sagte weiter, er habe mit seinem emeritierten Vorgänger über alles reden und Meinungen austauschen können. "Er war immer an meiner Seite. Wenn ich irgendwelche Schwierigkeiten hatte, haben wir gesprochen. Es gab keine Probleme", sagte Franziskus.

Papst erneut gegen eine Ausgrenzung homosexueller Menschen aus. Auf eine Journalistenfrage zum Umgang mit Homosexuellen in den soeben von ihm besuchten Ländern Kongo und Südsudan, wo Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung oft auf Ablehnung stießen, sagte Franziskus, er könne nur wiederholen, was er bereits früher zu dem Thema gesagt habe. Die Formulierung im Katechismus gelte auch in diesem Fall, so der Papst.

Der Katechismus der katholischen Kirche, der die wesentlichen Glaubens- und Sittenlehren zusammenfasst, stellt fest, "eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen" hätten "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen". Der Katechismus fährt fort: "Diese Neigung, die objektiv ungeordnet ist, stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen."

Erzbischof Georg Gänswein
Bild: ©KNA/Cristian Gennari/Romano Siciliani (Archivbild)

Nach dem Tod Benedikts XVI. hatten Buch- und Medienveröffentlichungen für Aufsehen gesorgt. Unter den Autoren war der ehemalige Privatsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein.

Zudem warnte Franziskus auf dem Rückweg von den Bürgerkriegsstaaten Kongo und Südsudan vor einer Spirale der militärischen Eskalation. "Halten wir rechtzeitig an, denn eine Bombe ruft eine größere Bombe hervor, eine noch größere Bombe", sagte er. Es gebe Kriege, die wichtiger schienen, weil sie mehr Lärm machten; für ihn sei aber die ganze Welt im Krieg und der Selbstzerstörung, sagte der Papst. In der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan hatte Franziskus in den vergangenen Tagen immer wieder die jahrzehntelangen Konflikte in den beiden Ländern und die daraus entstandenen gesellschaftlichen Wunden beklagt.

Anlässlich des bevorstehenden ersten Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar ging das Kirchenoberhaupt auf dem Rückflug auch auf andere Konfliktherde der Welt ein. Dazu zählten etwa die seit vielen Jahren andauernden Kriege in Syrien und im Jemen. Weiter denke er an Myanmar und die dort lebende Minderheit der muslimischen Rohingya. Diese Menschen müssten "um die Welt reisen, weil sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden".

Franziskus will als erster Papst in die Mongolei reisen

Franziskus, dass er Reisen in die Mongolei und nach Indien plant. Er beabsichtige, im Anschluss an ein Treffen mit Bischöfen der Mittelmeer-Staaten im französischen Marseille im September in die Mongolei zu reisen. Es wäre das erste Mal, dass ein Papst das ostasiatische Land besucht. Der Besuch in Indien sei für 2024 geplant. Offiziell fest stand für 2023 bislang nur die Teilnahme des Papstes am Weltjugendtag im August in Lissabon. In der vom tibetischen Buddhismus und dem Schamanismus geprägten Mongolei sind nur rund 1.400 Menschen Katholiken. Erst im August ernannte Franziskus erstmals einen Kardinal für das Land, den 48-jährigen Bischof Giorgio Marengo, Leiter der Apostolischen Präfektur Ulaanbaatar.

Der Papst sagte, er habe bislang nicht in die Ukraine reisen können, weil ein Besuch in Moskau nicht möglich sei. Für Franziskus gelten mögliche Besuche von beiden Staaten als Reisevoraussetzung. Er sei aber weiterhin offen für Treffen mit den Präsidenten beider Länder. (tmg/KNA)