Keine Möglichkeit zu wirklichen Gesprächen in Kleingruppen

Gądecki kritisiert Weltsynode: Papst hat mit Tradition gebrochen

Veröffentlicht am 15.11.2023 um 14:09 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Bei der Weltsynode im Vatikan gab es einige Änderungen zu den vorigen Bischofssynoden. Die weitreichendste Neuerung: Auch viele Nicht-Bischöfe waren stimmberechtigt. Erzbischof Stanisław Gądecki sieht darin einen Traditionsbruch des Papstes.

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Nach Ansicht des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, hat Papst Franziskus mit der kirchlichen Tradition gebrochen, indem er Nicht-Bischöfe zu stimmberechtigten Mitgliedern der Synode ernannt hat. "Das wurde zuerst von den Bischöfen aus den östlichen Kirchen herausgestellt", sagte Gądecki in einem am Montag auf der Internetseite "Catholic World Report" veröffentlichten Interview. Bei der im Oktober im Vatikan stattgefundenen Sitzung der Weltsynode habe es in den kleinen Gesprächsgruppen in der Synodenaula "keine Möglichkeit für ein authentisches Gespräch gegeben", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Die anderen Gruppenmitglieder wie gefordert "ohne Vorurteile anzuhören", sei eine interessante Erfahrung gewesen, die aber nicht zu einem Dialog geführt habe. Weil jeder Gruppe spezifische Themen zum Gespräch zugeteilt gewesen seien, habe dies bedeutet, das eine Debatte über andere Fragen ausgeschlossen worden sei.

Außerdem habe es nur sehr wenig Redezeit im Plenum für jeden Teilnehmer gegeben, so Gądecki weiter. "Wir wurden aufgefordert, Stellungsnahmen an das Sekretariat zu senden, aber niemand scheint sie bislang gelesen zu haben." Die mehrere Jahre dauernde Vorbereitung der Synode mit der Beteiligung von Laien in den Pfarreien und Diözesen sei eine "neue und interessante Erfahrung" gewesen. Weil alle Menschen unabhängig ihrer Einstellung zur Kirche eingeladen waren, ihre Meinung zu äußern, sei "manchmal die 'nicht-katholische' Stimme hörbarer als die 'katholische' gewesen". Darin bestehe nicht die Suche nach Gottes Willen, kritisierte der Erzbischof. Diese große Bandbreite der Meinungen habe sich auch im Abschlussdokument der Synode widergespiegelt. Gądecki lobte die Verpflichtung zur Verschwiegenheit über Äußerungen in der Synodenaula. Fast alle Teilnehmer hätten sich daran gehalten.

Laien nicht klerikalisieren

Die Vorbereitung auf die Synode und die Kirchenversammlung selbst hätten darauf hingewiesen, wie wichtig die Verbesserung der Beziehung zwischen Klerus und Laien sei. "Die wachsende Wahrnehmung einer Mitverantwortung seitens der Laien für Kirche und Evangelisierung muss mit Enthusiasmus begrüßt werden", sagte Gądecki. Es müsse jedoch vermieden werden, Laien zu klerikalisieren. Große Teile ihrer spezifischen Berufung, würden sich etwa auf die Bereiche Familie und Politik beziehen und weniger auf kirchliche Themen, wie etwa die Liturgie.

Wiederholt kritisierte der Vorsitzende der polnischen Bischöfe den Synodalen Weg. Zahlreiche Beschlüsse und Themen des Reformprozesses der Kirche in Deutschland hätten sich etwa im Abschlussdokument der Synode wiedergefunden. Zu Beginn der Beratungen im Vatikan hätten alle Teilnehmer eine Mail des Synodalen Wegs erhalten. Daraufhin hatte Gądecki einen Brief an den Papst geschrieben, in dem er diesen vor den Ansichten der deutschen Bischöfe und Laien warnte. Der Wortlaut dieses Briefs wurde am Montag veröffentlicht. (rom)