Jesuiten greifen gegen Organisationen im Rupnik-Umfeld durch
Die tschechischen Jesuiten greifen gegen Organisationen im Umfeld des missbrauchsbeschuldigten Ex-Jesuiten Marko Rupnik durch. Provinzial Pavel Bačo hat Ende Mai den Leiter des Aletti-Zentrums und den Oberen der Jesuitenkommunität in Olmütz von ihren Ämtern entbunden, teilte die Ordensprovinz am Dienstag mit. Bačo steht erst seit Mitte Mai an der Spitze der Ordensprovinz. Der neue Provinzial leitete außerdem eine Untersuchung gegen den an das Zentrum angegliederten Verlag "Refugium" ein, in dem "religiös zweifelhafte Schriften" aus dem Umfeld der geistlichen Gemeinschaft "Diener des Heiligsten Herzens Jesu" (Služebníci Ježíšova Velekněžského Srdce, SJVS) erscheinen. Dabei soll es sich um angebliche Privatoffenbarungen an die Mystikerin Katerina Klosová handeln.
Der Orden kündigte an, eine kanonische Untersuchung der SJVS anzustoßen und bittet dazu die Öffentlichkeit um Zeugenaussagen, räumte aber auch eigenes Fehlverhalten ein: "Als tschechische Jesuiten entschuldigen wir uns aus tiefstem Herzen bei all jenen, die von Mitgliedern unseres Ordens im Zusammenhang mit der falschen Mystik der SJVS und des Aletti-Zentrums geistlich geschädigt worden sind." Die Erklärung grenzt sich deutlich von der geistlichen Gemeinschaft ab. "Obwohl die SJVS-Gemeinschaft den Eindruck erweckt, dass sie aus dem Umfeld tschechischer Jesuiten und ihrer Mitarbeiter stammt, distanziert sich die tschechische Provinz der Gesellschaft Jesu kategorisch von dieser Gemeinschaft und den Texten, die auf den angeblichen Offenbarungen an Katerina Klosová beruhen, und möchte in keiner Weise mit ihnen in Verbindung gebracht werden", heißt es in der Erklärung. Die Arbeit der SJVS sei kein Arbeitsbereich des Jesuitenordens und sei es auch nie gewesen. Die Jesuitenprovinz sieht bei der Gemeinschaft sektiererisches Verhalten, das Spaltung und Zwietracht schaffe: "Daher kann man sie kaum als Werk des Heiligen Geistes ansehen".
Distanzierung von Unterstützung Rupniks
Insbesondere distanziert sich die Provinz von der Unterstützung Rupniks durch die Gemeinschaft: "Wir sehen die Verteidigung des ehemaligen Jesuiten Marko Rupnik, dem unangemessenes Verhalten gegenüber dreißig Personen vorgeworfen wird, als völlig inakzeptabel an. Wir sind mit der Verharmlosung seines Fehlverhaltens nicht einverstanden und lehnen die Verunglimpfung derjenigen ab, die angegeben haben, Rupniks Opfer zu sein, wie es in den von 'Refugium' veröffentlichten inkriminierten Büchern wiederholt geschehen ist."
Das Olmützer Aletti-Zentrum hat nach eigenen Angaben das Ziel, Dialog zwischen Glauben und Kultur zu fördern. Dabei bezieht es sich auf das Aletti-Zentrum in Rom, wo Rupnik seine Mosaikwerkstatt unterhielt. Nach Vorwürfen hatten die Jesuiten ihre Verbindung zum römischen "Centro Aletti" getrennt. Rupnik werden seit Jahren verschiedene Formen des Missbrauchs vorgeworfen. So soll er eine Frau der von ihm gegründeten Loyola-Kommunität zum Geschlechtsverkehr gedrängt und sie in der Beichte später selbst vom Verstoß gegen das Keuschheitsgelübde losgesprochen haben. Die aus diesem Grund festgestellte Exkommunikation Rupniks wurde kurz darauf vom Glaubensdikasterium aufgehoben. Mitte Juni 2023 wurde er aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen, nachdem er Auflagen gegen ihn offenbar ignoriert hatte. Rupnik wurde nach seiner Entlassung aus dem Orden in das slowenische Bistum Koper aufgenommen, aus dem er stammt. Das Glaubensdikasterium führt seit Oktober 2023 ein Verfahren gegen Rupnik. (fxn)
