Bisher keine Hinweise auf Taten als Hilfswerks-Präsident

Sternsinger lassen Amtszeit von Winfried Pilz extern aufarbeiten

Veröffentlicht am 30.11.2022 um 14:46 Uhr – Lesedauer: 

Aachen ‐ Einst war Winfried Pilz als Präsident des Kindermissionswerks hoch geachtet. Nach Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen lassen die Sternsinger nun seine Amtszeit unabhängig untersuchen. Mit der Aufarbeitung ist keine Unbekannte betraut.

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Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" hat eine unabhängige Aufarbeitung der Amtszeit seines wegen sexualisierter Gewalt beschuldigten ehemaligen Präsidenten Winfried Pilz in Auftrag gegeben. Wie das Hilfswerk am Mittwoch mitteilte, soll die Kölner Rechtsanwältin Bettina Janssen etwaiges sexuell missbräuchliches Verhalten von Pilz während seiner Amtszeit als Präsident (2000–2010) in den Blick nehmen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen anschließend veröffentlicht werden. Das Kindermissionswerk geht davon aus, dass die Untersuchung, die am 1. Januar beginnt, sechs Monate dauern wird.

In einem ersten Schritt hatte das Hilfswerk selbst interne Akten, darunter Personal- und Vorstandsakten, analysiert. Außerdem wurden bereits Gespräche mit Mitarbeitenden geführt, die mit Pilz zusammengearbeitet haben. "Aus diesen unmittelbaren Maßnahmen haben sich nach bisherigem Kenntnisstand keine Hinweise auf sexuell missbräuchliches Verhalten von Pilz während seiner Amtszeit als Präsident des Kindermissionswerks ergeben", heißt es in der Pressemitteilung. Die Untersuchung bei den Sternsingern soll nach Angaben des Hilfswerks nun weitere Transparenz schaffen. Neben einer Auswertung aller für den Zeitraum relevanten Akten sollen auch Gespräche mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden des Kindermissionswerks in den Abschlussbericht einfließen.

Erfahrene Aufarbeiterin

Die mit der Untersuchung beauftragte Anwältin und Mediatorin Bettina Janssen hatte zuvor bereits im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Akten der Auslandspriester-Koordinationsstelle Fidei Donum ausgewertet und dabei unter anderem massive Vorwürfe gegen den ehemaligen Adveniat-Geschäftsführer und späteren Bischof von Santo Domingo de los Colorados, Emil Stehle, aufgedeckt. 

Bereits im Juli hatte das Hilfswerk die Aufarbeitung angekündigt, nachdem sich das Erzbistum Köln Ende Juni mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt hatte, um mögliche weitere Betroffene zu finden. Zu diesem Zeitpunkt war ein Missbrauchsfall aus den 1970er Jahren bekannt, aufgrund dessen der damalige Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner 2014 Sanktionen gegen Pilz erlassen hatte. Das Kindermissionswerk hatte nach eigenen Angaben erst 2021 von den Vorwürfen gegen seinen früheren Präsidenten erfahren. Nach Angaben des Erzbistums Köln seien auf den Aufruf hin mehrere Hinweise auf weitere Fälle eingegangen. (fxn)