Schützenhilfe für die AfD

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Bischofs-Bashing gehört in der rechtskonservativen Kirchen-Subkultur zum "guten Ton": Zu lasch, zu lau, zu staatsnah seien die Oberhirten, vielleicht bis auf drei bayerische Ausnahmen. AfD-Politiker nehmen die Schützenhilfe gern an und beschimpfen katholische Bischöfe in einer seit 1945 nicht mehr gekannten Schärfe.
Subtiler der Leiter des Augsburger "Gebetshauses": Johannes Hartl twitterte seiner Fangemeinde: "Erinnert Ihr Euch an die vielen Male als ein Bischof ein politisches Statement gab und sich jeder dachte 'wow'? Ne, ich auch nicht." Da deutsche Bischöfe politisch zuletzt durch Stellungnahmen zur Flüchtlingskrise und zur radikalen Rechten hervortraten, fragt sich: Was könnte der Theologe daran auszusetzen haben? Behält die Kirche sich doch vor, "auch politische Angelegenheiten einer sittlichen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen" (GS 76). Dass man dafür kein allgemeines "wow!" erntet, sondern eine Scheidung der Geister, liegt in der Natur der Sache. Zur Rede gestellt, fragte Hartl zurück: "Applaudieren Sie demnach auch wenn z.B. polnische Bischöfe sich politisch pro PiS äußern?" So landen Ermahnungen zu einer großherzigen Flüchtlingspolitik und gegen rechte Agitation auf einer Stufe mit ihrem geraden Gegenteil: der Kumpanei mit einer rechtsautoritären Regierung, die keine Flüchtlinge will und die Hüter des Rechts entmachtet. Relativismus pur, im Namen der "Fokussierung auf das Evangelium".
Gröber auf kath.net Wolfgang Ockenfels' Schelte für die "parteipolitischen Kampfspiele" AfD-kritischer "Kirchenfürsten", namentlich die Kardinäle Lehmann, Marx und Woelki: Ausgerechnet der Politpater verhöhnte die "parteipolitischen Gouvernanten" für ihr "zeitgeistliches Appeasement" und mahnte ihren "geistlichen Auftrag" an. Abstoßend sein flapsig-zynischer Bezug auf die "Theodizee-Frage" ("Wie kann ein gnädiger und zugleich gerechter Gott es zulassen, dass eine nahezu unbegrenzte Zuwanderungspolitik ganz gegen den Willen der jeweiligen Ureinwohner stattfindet?") und den "Gerechtigkeitswillen eines Gottes, dem schöpfungs- wie auch trinitätstheologisch die Ordnung näher liegt als das Chaos". Theologische Leckerbissen für völkische Nationalisten wie AfD-Rechtsaußen Tillschneider, der meinte: "Gott hat die Menschen nach Völkern erschaffen".
Während Jürgen Liminski im "Fels" über "die mediale Verleumdung gegen die Partei AfD" lamentiert, werden tatsächlich Bischöfe und Laien verleumdet, die der Ressentimentpflege der AfD entgegentreten. Eine "politisierende" Kirche ist etwas anderes als eine Kirche, die das Humanum auch in der Politik verteidigt. Kardinal Woelkis Fronleichnamspredigt, von Hildegard Stausberg in der "Welt" zu "Effekthascherei" und "Populismus" verdreht, mag der jetzt restriktiveren Flüchtlingspolitik nicht ganz gerecht geworden sein. Aber sie war geistlich fundiert und nur sekundär politisch. Es gibt keine "Fokussierung auf das Evangelium" an Gottes leidender Kreatur vorbei. Wo Theozentrik gegen Anthropozentrik ausgespielt wird, lugt die Egozentrik jener "narzisstischen Kirche" hervor, die der Papst geißelt. Aber ihn mögen deutsche Bischofs-Basher ja auch nicht.