Kurienkardinal Fernando Filoni fliegt als Gesandter in den Irak

Im Auftrag des Papstes

Veröffentlicht am 11.08.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Irak

Vatikansatdt ‐ Papst Franziskus schickt einen Sondergesandten zu einer Friedensmission in den Irak. Kurienkardinal Fernando Filoni weiß genau, wohin es geht. "Ich teile mit dem Papst diese tiefe Verbundenheit mit den notleidenden Irakern", zitiert ihn das vatikanische Fernsehen CTV am Montag. Katholisch.de stellt den Vatikandiplomaten vor, der vom Papst mit dem besonderen Auftrag betraut wurde.

  • Teilen:

Der 68 Jahre alte Filoni kennt den Krieg, und er kennt den Irak. Der heutige Kurienkardinal war im Frühjahr 2003 der einzige Botschafter, der in Bagdad ausharrte, als alle anderen Diplomaten seines Ranges sich vor den Bombardements der US-Amerikaner und dem Zorn der Iraker in Sicherheit brachten. Der Süditaliener war von 2001 bis 2006 Apostolischer Nuntius in Bagdad und zählt im Vatikan zu den besten Kennern des Landes.

Gespräche mit der irakischen Regierung vorgesehen

Er gilt als Experte nicht nur für den Nahen und Mittleren Osten, sondern auch für China: Vor dem Irak wurde er 1992-2001 vom Vatikan unter anderem mit der delikaten Aufgabe betraut, die religionspolitischen Entwicklungen in China von Hongkong aus zu beobachten. 2007, nach seiner Rückkehr aus Bagdad, war Filoni zunächst zum vatikanischen "Innenminister" aufgestiegen. Seit 2011 bekleidet er nun als Präfekt der Römischen Missionskongregation einen der einflussreichsten Posten in der katholischen Kirchenzentrale. "Roter Papst" werden die Amtsinhaber auch genannt, die für die Ortskirchen in den ehemaligen Missionsgebieten in Afrika und in großen Teilen Asiens zuständig sind.

Kardinal Fernando Filoni.
Bild: ©KNA

Kardinal Fernando Filoni.

Filoni soll zunächst nach Bagdad reisen, um dort Gespräche mit der irakischen Regierung zu führen. Anschließend ist ein Besuch der Autonomen Region Kurdistan vorgesehen, in der die meisten vor der Terrorgruppe "Islamischer Staat" geflohenen Christen Schutz gefunden haben. Nach vatikanischen Angaben sollte er an diesem Montag in den Irak aufbrechen. Möglicherweise verschiebt sich die Abreise jedoch um wenige Tage.

Der Papst trug ihm auf, "der leidenden Bevölkerung im Irak dessen geistliche Verbundenheit zu bekunden und ihr die Solidarität der Kirche zu zeigen". So heißt es in einer Mitteilung des vatikanischen Presseamtes. Doch Filoni wird nach eigener Aussage auch Gespräche mit den örtlichen Bischöfen führen, um einerseits über Hilfsmaßnahmen, andererseits über die politische Lage sowie die Zukunftsperspektiven der Christen im Irak zu beraten. Der Vatikan wolle nicht handeln, ohne den Rat und das Urteil der Ortskirche eingeholt zu haben, sagte der Kurienkardinal vor seiner Abreise. Zudem will er den kurdischen Behörden für die Aufnahme christlicher Flüchtlinge danken.

Noch am Sonntagabend hatte der Kardinal vom Papst persönliche Anweisungen für seine Irakreise erhalten. Die Fürsorge von Franziskus sei "sehr stark zu spüren" gewesen, sagte Filoni im Anschluss CTV. "Am liebsten wäre Papst Franziskus, denke ich, selbst gefahren, um vor Ort inmitten der armen Menschen zu sein." Der Pontifex hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt für die von radikalislamischem Terror im Nordirak betroffenen Menschen eingesetzt.

Papst: "Man führt nicht Krieg im Namen Gottes"

"Man führt nicht Krieg im Namen Gottes", verurteilte er erst am Sonntag religiösen Hass in dem Konflikt. Tausende Menschen würden aus ihren Häusern verjagt, darunter viele Christen, vor allem auch Frauen entführt. Kinder kämen auf der Flucht um, es gebe Gewalt jeder Art, klagte er. Auch auf Twitter äußerte der Papst sich mehrfach zum Konflikt.

Filoni ist nicht der erste päpstliche Sondergesandte für den Irak: 2003 betraute Johannes Paul II. den französischen Kurienkardinal Roger Etchegaray mit der Aufgabe, in Bagdad zwischen Amerikanern und Irakern zu vermitteln - vergeblich. Seither sind elf Jahre vergangen, in denen sich nach Einschätzung Filonis im Irak nichts verbessert und vieles sogar verschlechtert hat. Für ihn sei die gegenwärtige Gewalt letztlich eine Konsequenz des Irak-Krieges von 2003, erklärte der Kardinal am Sonntag in einem Interview. (Mit Material von KNA und dpa)

Von Agathe Lukassek