Koch tritt für Konkordat mit Berlin ein

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, der Senat prüfe die rechtlichen Konsequenzen eines Staatskirchenvertrags. Koch und Müller äußerten sich nach einem Treffen von Senatorinnen und Senatoren sowie Spitzenvertretern des Erzbistums.
Berlin ist das einzige Bundesland ohne Staatsvertrag mit der katholischen Kirche. Geregelt sind die Beziehungen bislang nur auf der Grundlage des "Abschließenden Protokolls" von 1970 zwischen dem Senat und dem Bischöflichen Ordinariat in Berlin. Verhandlungen über einen Staatsvertrag mit dem Heiligen Stuhl wurden nach der deutschen Wiedervereinigung aufgenommen, sind aber seit 1999 vor allem wegen Differenzen über den Religionsunterricht unterbrochen. Im vergangenen Jahr vereinbarte das Land Berlin mit den Kirchen eine Neuregelung der staatlichen Förderung des Religionsunterrichts.
Koch betonte, Berlin könne für einen Staatsvertrag auf die Erfahrungen der anderen Bundesländer zurückgreifen. Ein solches Abkommen würde die guten Beziehungen zwischen Staat und Kirche "stabilisieren". Zudem verwies der Erzbischof darauf, dass es bereits seit 2006 einen Vertrag mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gibt. Sicher könne es auch mit der katholischen Kirche "zu einem guten Ergebnis kommen, die beiden Seiten gerecht wird", so der Erzbischof.
Katholische Theologie soll gestärkt werden
Zudem wollen Senat und Erzbistum sich gemeinschaftlich für das Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität (FU) engagieren. Müller und Koch vereinbarten, für eine dauerhafte Besetzung eines zweiten Lehrstuhls einzutreten. Nach Angaben des Seminars hatten sich der Berliner Senat und das damalige Bistum Berlin vor rund 30 Jahren auf vier Professuren als Grundausstattung geeinigt, die zunächst auch erreicht wurden. Bald strich die FU zwei Professuren wieder aus dem Stellenplan, weil es nach der Wiedervereinigung Deutschlands Pläne zur Gründung einer Katholisch-Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität gab.
Die geplante Sanierung und etwaige Umgestaltung der Hedwigskathedrale will Erzbischof Heiner Koch erst angehen, sobald ein verlässliches Finanzierungskonzept vorliegt.
Diese wurden aber Mitte der 90er Jahre aufgegeben. Derzeit ist an der FU nur die Professur für Biblische Theologie durch Rainer Kampling dauerhaft besetzt. Zudem gibt es zwei Juniorprofessuren und Gastdozenten. Erzbischof Koch erklärte, mit dieser Ausstattung könne das Seminar auf Dauer kein ausreichendes Lehrangebot machen. Er berief sich auf die Empfehlung des Wissenschaftsrates, solche Einrichtungen mit vier Lehrstühlen auszustatten. Müller sagte, die Hochschulen seien in der Verwendung staatlicher Mittel relativ frei. Für eine bessere Förderung des Seminars für Katholische Theologie setze sich der Senat bereits seit Jahren ein. Dies solle nun gemeinsam mit dem Erzbistum "mit Nachdruck" erfolgen, so Müller.
Koch: Kathedralsanierung nur mit Finanzkonzept
Am Rande des Treffens mit dem Senat äußerte sich Koch auch zur Geplanten Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Diese wolle er nur bei einem verlässlichen Finanzierungskonzept angehen. "Ob mit oder ohne Umbau, es muss relativ sicher gewährleistet sein, wie die Kosten bestritten werden", sagte Koch. Durch das Projekt dürfe keine Situation wie 2003 eintreten, als das Erzbistum wegen Überschuldung vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Die Lage damals sei für viele Katholiken noch heute "traumatisch", so der Erzbischof.
Im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Müller sagte der Erzbischof, er rechne mit einer Landesförderung der Sanierung, "wie dies bei ähnlichen Projekten an prominenter Stelle" der Fall sei. Das Erzbistum beziffert die Kosten auf 16,8 Millionen Euro bei einer Sanierung und auf 43 Millionen Euro, wenn zusätzlich der Innenraum umgestaltet wird. Koch will bis zum Sommer über das Konzept entscheiden. "Dann werde ich wie Pater Brown mit einem Kirchenmodell durch die Lande ziehen", kündigte er in Anspielung auf Kinofilme mit Heinz Rühmann aus den 1960er Jahren an. (kim/KNA)