Es braucht laut Franziskus Verantwortung, Erinnerung und Nähe

Papst: Wir sind gleichgültig gegenüber Antisemitismus

Veröffentlicht am 29.01.2018 um 17:49 Uhr – Lesedauer: 
Antisemitismus

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus fordert eine schnelle und entschiedene Antwort auf Judenfeindlichkeit. Dabei soll es nicht nur darum gehen, den Hass zu bekämpfen, sondern auch die Gleichgültigkeit.

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Papst Franziskus hat eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber Antisemitismus in Europa angeprangert. "Der Feind, der bekämpft werden muss, ist nicht nur der Hass in all seinen Formen, sondern – noch tiefergehender – die Gleichgültigkeit", sagte er am Montag im Vatikan vor Teilnehmern einer internationalen Konferenz zum Kampf gegen Antisemitismus und Judenhass. Diese Gleichgültigkeit infiziere die Gegenwart wie ein Virus, so der Papst.

Franziskus forderte eine schnelle und entschiedene Antwort auf Judenfeindlichkeit. Es reiche nicht aus, nur "die Ursachen der Gewalt gegen Juden zu analysieren und sich den perversen Denkmustern zu verweigern". Nötig seien aktives Einschreiten und eine "Allianz gegen die Gleichgültigkeit". Jugendliche müssten dazu erzogen werden, sich aus eigener Initiative im Kampf gegen Hass und Diskriminierungen zu engagieren und die Gegensätze der Vergangenheit zu überwinden.

Zugleich bekräftigte der Papst, dass die katholische Kirche alle Formen der Judenfeindlichkeit verurteilt. "Im Bewusstsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat", beklage die Kirche "alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben", zitierte er aus der Erklärung "Nostra aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils.

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Franziskus rief zudem zum gemeinsamen Gedenken von Christen und Juden an die nationalsozialistische Judenvernichtung auf. Christen sollten die Erinnerung an die Shoah gemeinsam mit ihren "älteren jüdischen Brüdern" wachhalten. Hierbei gehe es nicht nur darum, in die Vergangenheit zu blicken, sondern auch um eine gemeinsame Zukunft von Juden und Christen. Neben Erinnerung brauche es auch eine Kultur der Verantwortung und der Nähe. Der Papst selbst hatte im Juli 2016 das Vernichtungslager Auschwitz besucht.

Die Antisemitismus-Konferenz fand am Montag am Sitz des Außenministeriums in Rom statt; Papst Franziskus empfing die Teilnehmer am Vormittag im Vatikan. Veranstalterin war die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gemeinsam mit der Union der jüdischen Gemeinden in Italien. (tja)