"Schönen Sonntag und guten Appetit"

Veröffentlicht am 17.03.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Angelus

Vatikanstadt ‐ Vor mehr als 100.000 Menschen auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus am Sonntagmittag sein erstes Angelusgebet gesprochen. Sie jubelten dem 76-Jährigen zu, viele schwenkten die Flagge seines Heimatlandes Argentinien. "Brüder und Schwestern, guten Tag", sagte Franziskus. Dieser Platz sei die Welt im Kleinen, ergänzte er mit Blick auf die zahlreichen Pilger aus verschiedensten Ländern.

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Franziskus rief die Menschen auf, barmherzig zu sein und anderen zu verzeihen. "Ein bisschen Barmherzigkeit verändert die Welt, macht sie weniger kühl und gerechter", sagte der 76-Jährige unter dem Beifall der Menge. "Gott wird nie müde, uns zu verzeihen. Das Problem ist, dass wir müde werden, um Vergebung zu bitten." Mit der Wahl seines Namens nach Franz von Assisi wolle er seine spirituelle Verbindung mit Italien stärken, sagte Franziskus. Dort lägen die Wurzeln seiner Familie. Der Papst rezitierte das "Ave Maria" in Latein, betete gemeinsam mit den Menschen auf dem Petersplatz und segnete sie. Immer wieder brandete Beifall auf. Zum Schluss wünschte er einen "schönen Sonntag und guten Appetit".

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Am Morgen hat das Kirchenoberhaupt eine Messe in der vatikanischen Pfarrkirche Sankt Anna gefeiertbeko. Das Gotteshaus unmittelbar neben dem gleichnamigen Vatikaneingang wird von Angestellten des Kleinstaates sowie von Anwohnern des nahen Borgo-Viertels als Pfarrkirche genutzt. In seiner Predigt verwies der Papst mit Blick auf das Tagesevangelium auf die endlose Barmherzigkeit Gottes: "Für mich stellt die Barmherzigkeit die stärkste Botschaft Christi" und der Kirche dar, betonte Franziskus. Jesus sei nicht für die Gerechten in die Welt gekommen, sondern für die Sünder. (dpa/KNA)

Das Angelus-Gebet

Das Angelus-Gebet wird in der katholischen Kirche morgens, mittags und abends gebetet. Es soll die Menschwerdung Christi ins Gedächtnis rufen. Den Kern bilden drei "Gegrüßet seist du, Maria"; diesen geht jeweils ein Meditationsvers voraus: zur Botschaft des Engels Gabriel an Maria, zu deren Antwort und zur Geburt Jesu. Es folgen ein weiterer Vers und ein Schlussgebet, das an die Geburt Jesu, seinen Tod und seine Auferstehung erinnert. Der Name "Angelus" entstammt dem ersten Vers "Angelus Domini nuntiavit Mariae", zu Deutsch: "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft". Die Ursprünge des Gebetes liegen im Mittelalter. Ab dem 13. Jahrhundert trugen Franziskaner zu seiner Verbreitung bei. Für leseunkundige Laien sollte es ein Gegenstück zum Stundengebet der Klöster sein. In der jetzigen Form erscheint der "Angelus" in einem unter Papst Pius V. (1566-1572) in Rom gedruckten Gebetbuch ("Officium parvum Beatae Mariae Virginis"). Noch heute ist in katholischen Gegenden das "Angelus-Läuten" am Morgen, am Mittag und am Abend verbreitet. Kurze geistliche Hinführung Der Papst spricht den "Angelus" an Sonntagen um 12.00 Uhr vom Fenster seines Arbeitszimmers aus mit Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz, während der Sommerzeit auch im Innenhof seiner Residenz in Castel Gandolfo. Vor dem eigentlichen Gebet im Wechsel mit den Gläubigen hält der Papst eine kurze geistliche Hinführung. Nach dem Segen folgen meist Grüße in verschiedenen Sprachen. Oft nutzt der Papst diesen Anlass für Kommentare zum Zeitgeschehen oder politische Appelle. Das italienische staatliche Fernsehen überträgt den "Angelus" jeweils live. Unter Benedikt XVI. (2005-2013) kamen nach Vatikanangaben jedes Jahr insgesamt über eine Million Besucher zu dem Mittagsgebet. Papst Franziskus spricht seinen ersten "Angelus" an diesem Sonntag.