Katholischer Filmpreis für ersten saudi-arabischen Spielfilm

Das Mädchen Wadjda

Veröffentlicht am 01.07.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Film

München ‐ Die saudi-arabische Regisseurin Haifaa Al Mansour hat den Fritz-Gerlich-Preis gewonnen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx überreichte die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am Sonntagabend beim Münchner Filmfest für ihren Spielfilm "Das Mädchen Wadjda", eine Koproduktion des Bayerischen und Norddeutschen Rundfunks.

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Der Film handelt von einer Elfjährigen, die es sich in den Kopf gesetzt hat, ein Fahrrad zu kaufen, obwohl das Mädchen in Saudi-Arabien nicht erlaubt ist. Um ihr Ziel zu erreichen, verkauft sie "verbotene Dinge" auf dem Schulhof und nimmt an einem Koran-Rezitationswettbewerb teil.

Die Prämierung ist der einzige katholische Filmpreis in Deutschland und wurde von der Produktionsgesellschaft Tellux gestiftet. Der Münchner Publizist und NS-Widerstandskämpfer Fritz Gerlich wurde am 30. Juni 1934 im Konzentrationslager Dachau ermordet. Mit seiner katholischen Wochenzeitschrift "Der gerade Weg" hatte er Adolf Hitler und seine Bewegung bis zu deren Machtübernahme scharf attackiert. Der Preis soll Filmschaffende auszeichnen, die sich wie Gerlich entschlossen für die Menschenwürde einsetzen. An der Verleihung nahmen erstmals auch Nachfahren Gerlichs teil.

Trotz Genehmigung große Schwierigkeiten bei Dreharbeiten

Stellvertretend für die Regisseurin nahmen ihre deutschen Produzenten Gerhard Meixner und Roman Paul die Auszeichnung im Kardinal-Wendel-Haus entgegen. Nach ihren Angaben handelt es sich bei "Das Mädchen Wadjda" um den ersten abendfüllenden Spielfilm aus Saudi-Arabien. Bei den Dreharbeiten hätten sie trotz offizieller Genehmigung mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. So habe Haifaa Al Mansour die Außenaufnahmen aus einem Lieferwagen heraus mit Funkgeräten leiten müssen. Zugleich kündigten sie an, alles daran zu setzen, dass der Film auch in Saudi-Arabien gezeigt werden könne.

Bild: ©picture alliance / dpa

Haifaa Al Mansour: Die saudi-arabische Regisseurin gewann den Katholischen Filmpreis 2013 für ihren Spielfilm "Das Mädchen Wadjda".

Regisseur Hans Steinbichler warb in seiner Laudatio für einen genaueren Blick auf das Geschehen, das von westlichen Medien mit dem Etikett "Arabischer Frühling" versehen wurde. Bei den gesellschaftlichen Umbrüchen im Nahen Osten und Nordafrika handle es sich eher um einen "Schlamm", in dem auch so «wunderbare Pflänzchen» wie dieser Film gedeihen könnten.

Regisseurin nicht persönlich anwesend

Die Regisseurin war aus familiären Gründen nicht persönlich anwesend. Sie bedankte sich in einem verlesenen Grußwort für die Auszeichnung. Ihre größte Sorge sei es gewesen, dass ihr Film vom Publikum im Westen nicht verstanden werde, heißt es darin. Haifaa Al Mansour lebt heute mit ihrer Familie in Bahrain.

«Das Mädchen Wadjda» kommt am 5. September in die deutschen Kinos. Der Film wurde bereits bei internationalen Festivals in Venedig, Cannes und Los Angeles ausgezeichnet. In Frankreich lockte er eine halbe Million Zuschauer in die Kinos.

Der Gerlich-Preis wurde 2012 erstmals verliehen. Er ging an den Berliner Filmemacher Philipp Scheffner und seine Dokumentation "Revision" über zwei Roma aus Rumänien, die unter bis heute ungeklärten Umständen vor 20 Jahren an der polnisch-deutschen Grenze erschossen wurden. (KNA)