Zur vierten "Wetten, dass?...."-Sendung mit Markus Lanz

Er tut sich schwer

Veröffentlicht am 21.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
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Mainz ‐ Markus Lanz arbeitet. Das sieht man ihm an. Was für einen Mann seines Alters ja durchaus nichts Unehrenhaftes ist. Aber der 43jährige verdient sein Geld in der Unterhaltungsbranche und da soll alles leicht aussehen. Zumindest nicht nach Arbeit. Doch auch bei seinem vierten Auftritt als "Wetten, dass…?"-Moderator mühte sich der eigentlich grundsympathische Lanz eher verzweifelt denn überzeugend um demonstrative Lockerheit.

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Dabei waren die Vorzeichen für einen entspannten Auftritt doch überaus günstig. Schließlich hatte der Glorienschein seines Vorgängers Thomas Gottschalk arge Kratzer bekommen, als in der Vorwoche bekannt wurde, dass dieser an der überlangen Präsentation des Autos für den Wettkönig über Jahre kräftig mitverdient hatte. Markus Lanz erledigte den rechtlichen erlaubten Werbeblock am Samstag in Offenburg geradezu demonstrativ als lästige Pflichtübung, sagte lediglich "ein Auto" und entfernte sich dann schnellstmöglich wieder von der Luxus-Karosse.

Keine originelle Eröffnung

Gut so. Und fraglos kann man Lanz auch attestieren, dass er sich aus Überzeugung weit mehr für die Gäste auf seinem Sofa interessiert als sein selbstherrlicher Vorgänger, aber die versammelten Prominenten an einem 19. Januar langatmig nacheinander nach Weihnachtsgeschenken zu fragen, war keine sonderlich originelle Eröffnung. Überhaupt wirkte der eigentlich versierte Talker bei den Gesprächen auf der großen Bühne seltsam verkrampft und lachte zu häufig über eigene Scherze, die gar keine waren. Und als Lanz dann später allen Ernstes von Hollywood-Star Denzel Washington wissen wollte, ob er schon mal Filme mit seinem deutschen Kollegen Matthias Schweighöfer gesehen habe, war das Ganze ziemlich peinlich. Selbst Matthias Schweighöfer.

Bemüht statt kurzweilig

Aber der zweifache Oscar-Preisträger lächelte tapfer und machte sich sogar in einem Einspieler über seinen Kollegen Tom Hanks lustig. Dem hatte man bei einer früheren Sendung eine Katzenmaske aufgesetzt und ihn als Hindernis in einem Sackhüpfen-Parcours aufgestellt. Worüber sich der Mime anschließend ausgiebig mokiert hatte. Auch Lanz´ Gesprächsversuche mit seinen weiteren Gästen (Christiane Hörbiger, Magdalena Neuner, Robert Harting, Ralf Schmitz) nahmen sich eher bemüht, denn kurzweilig aus.

Aber immerhin waren diesmal die Wetten sehenswert. Zuckte man bei den Flic Flacs auf dem Laufband in Erinnerung an den Unfall von Samuel Koch vor zwei Jahren noch kurz zusammen, waren die drei Tiroler Bauerkinder, die ihre Kühe am Geschmack von deren Milch erkennen wollten, so richtig was fürs Herz. Dann kam der Musikstudent, der anhand des Plopp-Geräuschs einer Flasche bis aufs Gramm genau hören konnte, wie viel Wasser sich in ihr befand. (Womit der junge Mann schließlich Wettkönig wurde.) Der Masseur, der mit verbundenen Augen und Nasenklammer Massage-Öle an ihren Gleiteigenschaften erkannte, nervte zwar als eitler Selbstdarsteller, sorgte aber mit seinen sachkundigen Informationen ("Erotiköle bremsen nicht.") und Wortschöpfungen ("Schmätze") unfreiwillig für Heiterkeit im Saal.

Die "Lanz-Challenge" funktioniert nicht

Und schließlich war da noch die Gabelstabler-Wette, bei der zwei Männer spektakulär mit ihrem Arbeitsgerät Münzen in einen Flaschenhals bugsierten. Was hingegen einmal mehr nicht funktionierte, war die so genannte "Lanz-Challenge", bei der der Moderator zum Wettstreit mit einem Saalzuschauer antritt. Diesmal gewann er gegen eine Dame beim Kinderspiel "Ich packe meinen Koffer". Ein eher peinliches Element, das lediglich eine plumpe Anbiederung an "Schlag den Raab" ist, die ein Moderator der noch immer größten Unterhaltungs-Show im Deutschen Fernsehen nun wirklich nicht nötig hat.

Und was war mit Ilka Bessin, alias Cindy aus Mahrzahn, die das ZDF kurz vor der Sendung in den Stand er Dauer-Assistentin bei "Wetten, dass..?" erhoben hatte? Sie machte zu Beginn ein paar Scherze über Schleichwerbung, verschwand dann seltsamerweise für mehr als eine Stunde, um dann in der zweiten Hälfte der Sendung groß raus zu kommen. Man muss diese Art von Humor nicht mögen, aber mit ihrer Lockerheit und Selbstironie ist die Plattenbau-Diva ein wohltuendes Korrektiv zu Markus Lanz, der noch immer wie ein Musterschüler wirkt, der unbedingt alles richtig machen will. Aber mit Cindys Hilfe sollte es ihm in absehbarer Zeit gelingen, mit seinen Gästen ebenso so unverkrampfte wie informative Gespräche zu führen und das Ganze nicht mehr so nach Arbeit aussehen zu lassen.

Von Reinhard Lüke