Dossier
Katholische Hilfswerke - Einrichtungen mit internationalen Aufgaben

Hilfswerke

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland erfahren, dass Hilfe anderer Nationen trotz der historischen Schuld geleistet wurde. Daraus entwickelten die deutschen Bischöfe den Gedanken, den armen Ländern auf der Erde partnerschaftliche Zusammenarbeit anzubieten. Die katholischen Hilfswerke engagieren sich da, wo die Not am größten ist. Unterstützt von Spendengeldern leisten die Institutionen Hilfe zur Selbsthilfe und fördern weltweit Projekte.

Katholische Hilfswerke sind Einrichtungen der katholischen Kirche mit überwiegend internationalen Aufgaben. Ein Hilfswerk im Sinne des Wortes bezeichnet eine Arbeit, bei der in irgendeiner Form Menschen geholfen wird. Die geleistete Hilfe ist vielfältig und richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen vor Ort. In fast allen Ländern der Welt sind die katholischen Hilfswerke aktiv, Armutsbekämpfung und Vermittlung von Bildung gehören zu ihren Hauptaufgaben. Darüber hinaus sind die Hilfswerke in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Menschenrechte, interreligiöser Dialog und Pastorales tätig, hinzu kommen Not- und Katastrophenhilfe. Die katholische Kirche verfügt über große und mehrere kleine Hilfswerke, die je nach Projekt auch zusammenarbeiten.

Hintergrund der katholischen Hilfswerke

Der Gedanke, Hilfswerke zu gründen, entstand in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Erfahrung, dass die Menschen in Deutschland ohne Unterstützung anderer Staaten den Wiederaufbau der Bundesrepublik nicht hätten leisten können, brachte die deutschen Bischöfen auf die Idee, den armen, so genannten Dritte-Welt-Ländern der südlichen Erdhälfte partnerschaftliche Zusammenarbeit anzubieten. Es ging zunächst um eine Linderung der Armut und um die Bekämpfung und Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten. Die katholische Kirche, die in den verschiedenen Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Ozeaniens bis dahin hauptsächlich infolge der vor Jahrhunderten begonnenen Missionierung pastoral tätig war, erkannte, dass eine Verbreitung des christlichen Glaubens mit der Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort einhergehen musste. Zur Planung und Durchführung der verschiedenen Hilfsprojekte haben die deutschen Bischöfe dann unterschiedlich strukturierte Hilfswerke ins Leben gerufen. Auf diese Weise werden seit Jahrzehnten Spenden gesammelt und vor Ort entsprechend eingesetzt. Durch jährliche, groß angelegte Kampagnen wird das Bewusstsein deutscher Katholiken für die Situation der Mitmenschen in anderen Teilen der Erde geschärft und ihre Verantwortung für die Armen angemahnt. Dass die katholischen Hilfswerke besonders niedrige Verwaltungskosten haben, ist ganz im Interesse der Solidarität mit den Armen.

Am bekanntesten sind die von den deutschen Bischöfen gegründeten katholischen Hilfswerke Misereor im Jahr 1958, das international größte kirchliche Hilfswerk für die Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika und Adveniat im Jahr 1962, das eigens für die Menschen in Lateinamerika ins Leben gerufen wurde. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus Ende der 80er Jahre gründete die Deutsche Bischofskonferenz 1993 das Hilfswerk Renovabis zur Stärkung von Kirche und Gesellschaft in den ehemals kommunistisch geführten Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas. Weitere Hilfswerke sind Missio, Caritas international, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, das Bonifatiuswerk und das Maximilian-Kolbe-Werk. Das internationale katholische Hilfswerk Missio widmet sich vor allem der Unterstützung der Ortskirchen und der Aus- und Weiterbildung von kirchlichem Personal in Afrika, Asien und Ozeanien. Caritas international vereinigt 165 nationale Caritasverbände und leistet Entwicklungs- und Nothilfe in mehr als 200 Ländern. Das Kindermissionswerk schickt Jahr für Jahr Jungen und Mädchen, verkleidet als die Heiligen Drei Könige, als Sternsinger in der Zeit von Weihnachten bis zum 6. Januar durch Städte und Gemeinden, wo sie an den Türen von Häusern und Wohnungen den Sternsingersegen anbringen und für Kinder und Jugendliche weltweit Spenden sammeln. Das Bonifatiuswerk hilft katholischen Christen dort, wo sie als Minderheit ihren Glauben leben, vor allem in Nord- und Ostdeutschland sowie in Skandinavien, Estland und Lettland. Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt Überlebende der Konzentrationslager und Ghettos der NS-Zeit und deren Angehörige.

Die Arbeit der katholischen Hilfswerke ist in der Regel projektbezogen und befasst sich mit Themen wie zum Beispiel Trinkwasser für alle oder mit der Bekämpfung von AIDS. Um der Landflucht der Menschen entgegenzuwirken, setzen die Hilfswerke auf die Förderung der ländlichen Entwicklung. Weitere Schwerpunkte sind das Gesundheitswesen, die Verbesserung der Situation von Frauen und Mädchen, die Berufs- und Erwachsenenbildung, die Unterstützung von Kleinunternehmen, Wohnbauprojekte und Sozialarbeit. Insofern ist die Projektarbeit der deutschen katholischen Hilfswerke ein entscheidender Beitrag für mehr Gerechtigkeit und für soziale Entwicklung weltweit.

Die Aktivitäten der katholischen Hilfswerke Misereor, Adveniat, Renovabis und Missio haben im Kirchenjahr feste Aktionszeiten und damit verbundene Kollektentermine. Alle katholischen Hilfswerke arbeiten hoch professionell und sind bekannt für einen transparenten Umgang mit den aus Spenden, Kollekten, Kirchlichen Haushaltsmitteln und öffentlichen Mitteln erhaltenen Geldern.