Kann KI predigen und das Wort Gottes auslegen?

Derzeit wird im pastoralen Kontext die Verwendung von KI-Hilfsmitteln wie Chat-GPT diskutiert und reflektiert: inwiefern können diese KI-Tools bei der Formulierung von Predigten helfen? Ist es nur ein Werkzeug, das den Predigenden hilft? Aber welche theologische Qualität hat der Text am Ende, wenn er sich doch größtenteil oder gar komplett der KI verdankt? Natürlich kann man sagen: die KI greift nur auf das zurück, was Menschen im Netz zurücklassen und macht daraus was Neues. Aber sie macht trotzdem irgendwie etwas Neues. Letztlich geht es um zentrale Fragen: Was ist überhaupt eine Predigt? Wie muss ich hier ggf. verschiedene Begriffe bedenken: Offenbarung, Wort Gottes, Notwendigkeit der Auslegung usw.? Anders formuliert: Muss angesichts der Offenbarung, die Christus selbst ist - der der menschgewordene Logos ist -, und die durch das Evangelium bezeugt wird durch Menschenwort, vom Anspruch her nicht eben der Mensch sich mit Haut, Haaren und Hirn der Offenbarung und dem Evangelium "aussetzen" und daran anknüpfend die Verkündigung und Auslegung durchdenken, formulieren und vortragen? Und wäre alles andere letztlich nicht auch irgendwie eine "Verkürzung" gegenüber den Predigthörenden? Natürlich kann man entgegnen: Das trifft nur auf ausformulierte Predigten zu, anders ist es bei freien Predigten. Aber wie ist es rein theoretisch zu beurteilen, wenn ein "Roboter", gefüttert von o.g. KIs in "Menschengestalt" verpackt "predigt", sozusagen "frei predigt"? Kann KI predigen und das Wort Gottes auslegen? Referent:in: Prof. Dr. theol. habil. Wolfgang Beck