Das Wort zum Sonntag vom 22.03.2014
Warum Pfarrer Michael Broch mit 70 Jahren immer noch gerne Jugendgottesdienste hält, davon erzählt er in seinem "Wort zum Sonntag".
4000 Jahre dieselbe Leier: "Oh diese Jugend von heute!" Von einem ägyptischen Priester stammt dieser Stoßseufzer: "Die Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern." Doch diese Leier stimmt schon 4000 Jahre nicht. Davon möchte ich erzählen.
Von einem 16-jährigen Mädchen habe ich eines der schönsten Komplimente seit Langem bekommen: "Kommt der Alte nächstes Mal wieder? Dann komme ich auch." Hat sie nach dem Jugendgottesdienst gesagt. Ich habe mich gefragt: Wie kommt das? Dass eine 16-Jährige lieber zu einem 70-Jährigen in die Kirche geht. Vielleicht weil ich die jungen Leute respektiere, ihnen gern zuhöre und ihre Fragen ernst nehme. Offensichtlich respektieren sie auch mich, den "Alten".
Die jungen Leute haben eine andere Sprache als ich, andere Fragen und Themen. Sie lesen andere Texte und haben andere Vorstellungen von Musik. Einer komponiert und textet Lieder im Rapperstil für unsere Jugendgottesdienste.
Ich habe den Eindruck, dass junge Menschen religiöser sind, als wir Älteren das oft vermuten. Und wer sagt denn, dass sie bei ihrer Suche nach Sinn und Orientierung weniger religiös sind als ihre Eltern – die vielleicht noch sonntags in den Gottesdienst gehen? Wie religiös jemand ist, ist nicht daran zu messen, wie oft er oder sie in die Kirche geht.
Im Gespräch mit Jugendlichen fällt mir auch das auf: Nicht nur für mich, sondern auch für sie wird die Welt immer rasanter und unübersichtlicher. Und immer soll es nur nach Leistung gehen. Das setzt sie stark unter Druck. Ich erlebe viele Jugendliche so, dass sie sich nach Sicherheit und Geborgenheit sehnen. Dabei spielen Freundeskreise eine große Rolle. Dort sind sie unter sich, sind miteinander vertraut, können offen über ihre Probleme sprechen und miteinander feiern. Sie sondern sich also nicht ab, sondern suchen ihresgleichen, um die Welt von morgen vorzubereiten. Dabei schlagen sie natürlich auch manchmal über die Stränge, aber das gehört in diesem Alter dazu. Da muss ich mich doch nur an meine eigene Jugend erinnern.
Was mir besonders positiv auffällt: Viele junge Menschen engagieren sich für Frieden und Umwelt. Sie haben Ideale und ein feines Gespür für Gerechtigkeit. Noch nie haben so viele ein freiwilliges soziales Jahr gemacht wie heute – hier und in den Armenhäusern auf dieser Erde. Damit die Welt menschlicher wird und es weniger Leid und Elend gibt.
Mein Fazit für mich "Alten": "Diese Jugend von heute" ist nicht besser und nicht schlechter als die Jugend zu allen Zeiten. Sie ist ein großartiger Schatz. Ein Schatz, der etwas vom Kostbarsten in sich trägt: unsere Zukunft. Lassen wir sie damit nicht allein. Haben wir ein offenes Herz für sie. Gehen wir auf sie zu und hören wir ihnen zu. Das ist vielleicht manchmal anstrengend, aber oft auch sehr schön.
Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag.