Das Wort zum Sonntag vom 31.01.2015
"Wir müssen reden!" Wenn das jemand in einer Beziehung sagt, ist meistens gerade Stress. Irgendetwas läuft ziemlich schief, und dann sagt einer hoffentlich: "Wir müssen reden!"
Aber manchmal auch nicht: Und dann fallen Sätze wie: "Reden bringt überhaupt nichts!" Oder: "Mit so jemanden rede ich doch nicht!" Solche Sätze waren in der letzten Zeit häufiger zu hören, etwa in der Auseinandersetzung mit Gruppierungen wie der Pegida-Bewegung. Unabhängig davon, wie es nach deren Führungsstreit jetzt weitergeht, die Frage bleibt doch: Redet man mit Leuten, die anders denken, die zum Beispiel hinter Pegida-Ansichten stehen, oder nicht?
Damit wir uns richtig verstehen: Niemand darf andere beleidigen oder gar Menschen ihre Grundrechte auf Freiheit oder Schutz vor Verfolgung absprechen. Ich will hier im "Wort zum Sonntag" auch keine Analyse von Pegida oder ähnlichen Bewegungen versuchen.
Aber der Streit um das Miteinanderreden, der treibt mich um als Christin. Wie wollen wir denn Konflikte angehen, friedlich, gewaltfrei, wenn nicht durch reden? Für mich ist Jesus da wirklich ein Vorbild. Der hat mit Samaritern geredet, den Erzfeinden seines Volkes, oder mit Zöllnern, die verhasst waren. Damit hat er zwar auch nicht alle Konflikte aus dem Weg geräumt, aber er hat es versucht. Und dadurch kam bei seinen Gesprächspartnern etwas in Bewegung – und auch bei ihm.
Das finde ich wichtig. Egal, ob es in der Familie Krach gibt oder eben in solchen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, wie jetzt rund um die Themen von Pegida und anderen.
Vielleicht finden manche das viel zu theoretisch oder naiv. Gerade bei Themen, bei denen sich die Leute am liebsten die Köpfe einschlagen wollen. Aber wenn wir wollen, dass Leute mit verschiedenen Interessen zu einer Verständigung kommen, dann müssen wir miteinander reden. Dass wir das offen und ohne Vorurteile versuchen, das wünsche ich uns allen!