Gespräche über Flüchtlingspolitik und konfessionsverschiedene Ehen

Franziskus empfängt Ministerpräsident Kretschmann

Veröffentlicht am 02.09.2016 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 
Grünen-Politiker Winfried Kretschmann ist Mitglied im Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg und im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus hat gegenüber Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann die deutsche Flüchtlingspolitik gelobt. Und noch bei einem anderen Thema waren sich die beiden sofort einig.

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat mit Papst Franziskus über Umweltschutz und Flüchtlinge gesprochen. Der Grünen-Politiker sprach nach seiner Privataudienz am Freitag in Rom von einer "eindrucksvollen Begegnung". Beide Themen seien Franziskus ein großes Anliegen. Der Papst sei "sehr angetan", wie Deutschland die Flüchtlingspolitik unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angegangen sei, so Kretschmann. Auch beim Umweltschutz seien sich beide Seiten einig, dass ökologische Fragen nicht von sozialen Fragen getrennt werden könnten.

Im Anschluss an die Audienz bekannte Kretschmann, gegen diese Maßstäbe selbst zuweilen zu verstoßen: "Ich sündige ja in der Richtung fortwährend, aber meistens qua Amt - ich fliege zu viel", sagte er nach der Privataudienz. Der Papst hatte in einer Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am Donnerstag dazu aufgerufen, auch "persönliche Umweltsünden" zu beichten. Im derzeit laufenden "Jahr der Barmherzigkeit" solle jeder Gläubige Buße tun für die Übel, die er der Erde durch seinen Lebensstil oder als Beteiligter eines zerstörerischen Systems zufüge.

Kretschmann: Ökumene ist sehr praktisches Anliegen

Der Papst sprach laut Kretschmann zu Beginn des Gesprächs einige Worte auf Deutsch. Die übrige rund halbstündige Unterhaltung führten die beiden mit Hilfe eines Dolmetschers. Kretschmann, der selbst bekennender Katholik ist, erläuterte Franziskus die ökumenische Situation in seinem Bundesland: "Ich habe ihm gesagt, dass in Baden-Württemberg über 40 Prozent der Ehen konfessionsverschieden sind und über 40 Prozent der Kinder in konfessionsverschiedenen Ehen aufwachsen". Die Frage der Ökumene sei in Baden-Württemberg ein "sehr praktisches Anliegen in den Familien". Es gehe nicht nur um "hochtheologische Fragen."

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Kretschmann war für zwei Tage mit einer Delegation nach Rom gereist. Am Donnerstag hatte er an einem Abendgebet mit dem Papst anlässlich des Gebetstages zur Bewahrung der Schöpfung teilgenommen. Franziskus hatte diesen Aktionstag vergangenes Jahr für die katholische Kirche eingeführt. Auf dem Programm standen auch Begegnungen mit Roms neuer Bürgermeisterin Virginia Raggi und dem italienischen Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Carlo Calenda. Hauptthemen der Reise waren, wie beim Treffen mit dem Papst, die Entwicklung Europas mit besonderer Perspektive auf Migration und Flüchtlinge sowie klima- und umweltpolitische Fragen.

Im März 2013 hatte Kretschmann als Bundesratspräsident an der Messe zur Amtsübernahme von Papst Franziskus in Rom teilgenommen. In dem zeitlichen Umfeld sagte er in einem Interview, die katholische Kirche müsse mit Kritik "endlich mal umgehen lernen". Zudem sprach er sich für eine Wahl von Bischöfen durch das Kirchenvolk und für die Gleichstellung von Frauen innerhalb der Kirche aus. Kretschmann ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), dem höchsten Gremium der katholischen Laien in Deutschland. (kim/KNA)