Franziskus fordert mehr Solidarität in EU

Papst ruft zum Kampf gegen Populismus auf

Veröffentlicht am 25.03.2017 um 09:28 Uhr – Lesedauer: 
Papst ruft zum Kampf gegen Populismus auf
Bild: © KNA
Europa

Vatikanstadt ‐ 60 Jahre Römische Verträge sind ein Grund zum Feiern, doch Europa steht vor großen Herausforderungen. Bei der Audienz der EU-Staats- und Regierungschefs im Vatikan hat der Papst daher viele Forderungen.

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Papst Franziskus hat die Staats- und Regierungschefs der EU zum Kampf gegen den Populismus in Europa aufgefordert. Diese Bewegungen seien "Blüten des Egoismus" und nicht in der Lage, "die Enge der eigenen Gedanken einzusehen", sagte Franziskus am Freitagabend im Vatikan vor den Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten. Großbritannien ist derzeit noch Mitglied der EU, die britische Premierministerin Theresa May nahm jedoch aufgrund des bevorstehenden Austritts aus dem Staatenbund nicht an den Feierlichkeiten in Rom teil.

Franziskus: Emotionen nicht ausnutzen

Zugleich forderte der Papst mehr Solidarität der EU-Staaten untereinander. Dies sei das "wirksamste Heilmittel" gegen Populisten. Man müsse wieder beginnen "europäisch zu denken, um die gegensätzliche Gefahr einer grauen Uniformität oder des Triumphs der Partikularismen abzuwehren". Europäische Politiker dürften nicht Emotionen in der Bevölkerung ausnutzen, um Zustimmung zu gewinnen.

Anlass der Audienz der EU-Staats- und Regierungschefs beim Papst war der 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge. Damit wurde am 25. März 1957 in Rom der Grundstein für die heutige EU gelegt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war in den Apostolischen Palast des Vatikan gekommen. Anwesend war auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Im Namen der versammelten Staats- und Regierungschefs und EU-Vertreter begrüßte Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni den Papst.

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Alt, müde und kraftlos. - Die Worte des Papstes vor dem EU-Parlament und Europarat waren hart. Zum 60. Jahrestag der Römischen Verträge empfängt Franziskus nun die europäischen Spitzenpolitiker.

In seiner gut 30-minütigen Grundsatzrede über Europa betonte der lateinamerikanische Papst, die EU könne ihre gegenwärtige Krise überwinden, wenn sie sich auf die Ideale ihrer Gründerväter besinne. Der "Geist europäischer Solidarität" dürfe sich allerdings nicht nur auf wirtschaftliche und finanzielle Erfordernisse reduzieren. Die Gründerväter erinnerten daran, dass Europa nicht eine "Summe von einzuhaltenden Regeln, nicht ein Handbuch von zu befolgenden Protokollen und Verfahrensweisen" sei, so Franziskus. Im Mittelpunkt müsse stets der Mensch stehen. Europa sei "eine Art, den Menschen ausgehend von seiner transzendenten und unveräußerlichen Würde zu begreifen".

Papst fordert "neuen europäischen Humanismus"

Der Papst wandte sich erneut gegen eine Abschottung vor Flüchtlingen. Europa dürfe sich nicht in die "Angst falscher Sicherheiten einschließen". Europas Geschichte sei stets von der Begegnung mit anderen Völkern und Kulturen geprägt worden, seine Identität sei stets multikulturell gewesen.

Zugleich sieht der Papst eine Distanz zwischen den europäischen Institutionen und den Bürgern. Leider habe man oft den Eindruck, dass eine "affektive Kluft" zwischen beiden bestehe. Die europäischen Institutionen würden häufig als fern und unaufmerksam gegenüber den verschiedenen Sensibilitäten innerhalb der EU wahrgenommen.

Franziskus forderte einen "neuen europäischen Humanismus". Dieser müsse aus Idealen und konkreter Umsetzung bestehen. Zudem betonte der Papst die Bedeutung der christlichen Werte für Europa. Das Christentum habe am Ursprung der europäischen Kultur gestanden. Auch heute noch lebe der Kontinent von den gleichen christlichen und humanen Werten. "In unsere multikulturellen Welt werden diese Werte weiterhin volles Heimatrecht finden, wenn sie ihre lebensnotwendige Verbindung mit der Wurzel, aus der sie hervorgegangen sind, aufrecht zu erhalten wissen", so Franziskus.

Der zentrale Festakt zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge findet am Samstag in den Kapitolinischen Museen in Rom statt. Dort waren die Verträge am 25. März 1957 unterzeichnet worden. (rom/KNA)