Der Spanier prägte das Bild des Papstsprechers

Ex-Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls ist tot

Veröffentlicht am 06.07.2017 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 
Ex-Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls ist tot
Bild: © KNA
Trauer

Vatikanstadt ‐ Als Direktor des vatikanischen Presseamtes katapultierte er den Vatikan ins moderne Medienzeitalter. Nun ist Joaquin Navarro-Valls im Alter von 80 Jahren gestorben.

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Fast 18 Jahre, so lange wie keiner zuvor und keiner danach, hat Joaquin Navarro-Valls das Amt des Vatikansprechers ausgeübt. Ende 1984 berief Johannes Paul II. den spanischen Journalisten und Mediziner an die Spitze des Presseamtes und behielt ihn dort für sein gesamtes weiteres Pontifikat. Auch Benedikt XVI. beließ den Laien aus dem Opus Dei noch für ein Jahr in seinen Diensten, bevor er ihn gegen den Jesuiten Federico Lombardi austauschte.

Seinen letzten großen Auftritt hatte Navarro im April 2011, als er zur Seligsprechung von Johannes Paul II. vor rund 200.000 Menschen seinen Pontifex würdigte. Am Mittwoch starb Navarro, der sich auch als Pensionär im italienischen Staatsfernsehen RAI oder in der linksliberalen "La Repubblica" zu Vatikan-Themen äußerte, 80-jährig.

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Navarro trat mit dem Auftrag an, die Arbeit des vatikanischen Presseamtes neu zu organisieren. Zum Erstaunen vieler hat der Journalist, der zuvor Rom-Korrespondent der konservativen spanischen Zeitung ABC war, die Behörde rasch rundum modernisiert. In seine Amtszeit fielen die großen Veränderungen der Medienwelt mit der Vervielfältigung der Fernsehkanäle und der weltweiten Nutzung des Internets. Navarro sorgte nicht nur für die Weitergabe der Nachrichten aus dem Vatikan an die akkreditierten Journalisten durch das mittägliche Pressebulletin, das "Bollettino". Er führte auch neue Dienste ein, wie den agenturähnlichen "Vatican information service" VIS, mit dem er Botschafter und Bischöfe in aller Welt komprimiert und rasch über Vatikanisches unterrichtete.

Navarro war Spin-Doctor für Johannes Paul II.

Mit der Kurienreform "Pastor bonus" von 1988 erhielt Navarros Behörde weitreichende Eigenständigkeit. Allerdings erhielt auch Navarro - wie schon seine Vorgänger - die offiziellen Informationen auf dem Dienstweg über das Staatssekretariat, die er dann meist kommentarlos und oft in lakonischer Kürze an die Medien weiterleitete. Darüber hinaus beantwortete er täglich viele Anfragen von Journalisten.

Vor allem aber hatte Navarro einen direkten Kontakt zum Papst. Er war nicht nur Direktor des Presseamtes, sondern verstand sich auch als Sprecher des Pontifex. Navarro fungierte als Spin-Doctor für Johannes Paul II. und die Spitze des Staatssekretariats. Anders als sein Nachfolger Lombardi war er kein ausgebildeter Theologe. Er behalf sich, indem er zur Präsentation großer Vatikan-Dokumente die zuständigen Kardinäle, Bischöfe und Experten aufs Podium der Pressekonferenzen lud.

Linktipp: Von Rohrpost bis zum digitalen Bollettino

PR und gute Öffentlichkeitsarbeit - auch der Vatikan kommt längst nicht mehr ohne sie aus. Das erkannte seinerzeit auch Papst Paul VI. und gründete am 18. Oktober 1966 den vatikanischen Pressesaal. (Artikel vom Oktober 2016)

Er habe den Papst nie gefragt, warum er ihn in dieses Amt berufen habe, und dieser habe ihm auch nichts von sich aus dazu gesagt, ließ Navarro wissen. Aber er sei dankbar dafür, dass er große Momente der Zeitgeschichte aus der Nähe erleben konnte: etwa das erste Treffen von Johannes Paul II. mit Michail Gorbatschow. Oder die erste Reise des Papstes nach Kuba und seinen Gang an die Jerusalemer Klagemauer.

Auf den Opus Dei-Mann Navarro folgte der Jesuit Lombardi

Der Vatikan betraute Navarro darüber hinaus auch mit politischen und diplomatischen Missionen. So gehörte er zur offiziellen Delegation des Heiligen Stuhls bei der UN-Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo. Und drei Monate vor der Kuba-Reise 1998 führte er dort vor Ort klärende Gespräche in seiner spanischen Muttersprache.

Mit der Pensionierung Navarros verlor das Opus Dei vorübergehend einen prominenten Repräsentanten ganz oben im Vatikan. Auf ihn folgte der Jesuit Lombardi. Aber nach dessen zehnjähriger Amtszeit ging das Amt des Vatikansprechers wieder an einen Opus-Dei-Mann. Auch der US-Amerikaner Greg Burke, der wie sein Vorvorgänger Navarro aus dem aktiven Journalismus ins Presseamt wechselte, ist ein Mitglied dieser Gemeinschaft. Er war es, der am Mittwochabend als erster die Nachricht vom Tod Navarros mit einem Foto twitterte. Es zeigt einen lachenden Papst Johannes Paul II. und einen strahlenden Joaquin Navarro-Valls im Papstflieger. Die Bildunterschrift lautet: "Joaquin Navarro 1936-2017. Keep smiling".

Von Johannes Schidelko (KNA)