Priester Schirpenbach zeigt seine Termine

Blick in den Terminkalender

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:53 Uhr – Von Margret Nußbaum – Lesedauer: 
Alltag des Priesters

Bonn ‐ Messe lesen, Taufen, Trauungen, Beerdigungen, hin und wieder eine Pfarrgemeinderatssitzung: Viele glauben, darin erschöpft sich die Arbeit eines Priesters. Meik Schirpenbach aus Bonn hat für uns seinen Terminkalender geöffnet.

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Sonntag

9.30 Uhr heilige Messe in St. Petrus Bonn. Öfter kommt es vor, dass Meik Schirpenbach in seiner Funktion als Stadtjugendseelsorger eine weitere Messe in einer anderen Bonner Gemeinde zelebriert. Nachmittags stehen ab und zu Taufen, abends Stadtjugendmessen mit anschließendem "Offenen Treff" auf dem Programm. "Hin und wieder habe ich Zeit, mich am Sonntagnachmittag mit Freunden auf einen Kaffee zu treffen", sagt der Priester.

Montag

"Da ist mein freier Tag, und um den kämpfe ich – meistens erfolgreich", sagt Schirpenbach. "Auch dann, wenn viele mich bitten: Können sie nicht mal eine Ausnahme machen? Aber ich brauche diesen Tag zum Kräftesammeln. Oft bin ich mit dem Fahrrad unterwegs. Hin und wieder kommt es aber auch mal vor, dass ich an einer Sitzung der Erzbischöflichen Kunstkommission teilnehme."

Dienstag

Der Blick in den Terminkalender zeigt, wie ausgefüllt dieser Tag in der Woche X war: vormittags mit Kindergartenkindern das Innere der Kirche erkunden, anschließend im Pfarrbüro eine Jugendmesse absprechen, nachmittags zwei geistliche Gespräche und ein Taufgespräch führen, abends schließlich Sitzung des Pfarrgemeinderates. Zwischendurch Termine vereinbaren, E-Mails beantworten, Ansprachen vorbereiten usw. Feierabend ist erst um 23 Uhr!

Mittwoch

8 Uhr: Schulgottesdienst des Gymnasiums, anschließend mit dem Fahrrad zur Jugendbildungsstätte auf dem Bonner Venusberg fahren. Meik Schirpenbach ist der geistliche Rektor des Hauses. Die heilige Messe dort beginnt um 9.15 Uhr. Zum Glück ist der Zelebrant ein trainierter Radfahrer und schafft die Strecke in 20 Minuten. Anschließend gemeinsames Frühstück mit den Mitarbeitern. "Das bedeutet Seelsorge pur – mit vielen Einzelgesprächen. Denn jeder trägt ja ein anderes Päckchen mit sich herum", sagt Schirpenbach. Um 11 Uhr radelt er zurück in die Stadt, denn bereits für 12 Uhr steht ein Beichtgespräch auf seinem Programm. Mittags dann ein Arbeitsessen mit einem befreundeten Pfarrer. Es folgen geistliche Gespräche mit Jugendlichen: um 15 Uhr und um 16.30 Uhr. Um 18 Uhr dann Abschluss einer Aktion des BDKJ-Vorstandes, deren Präses Schirpenbach ist. Eine Stunde später macht er sich auf den Weg zu einem Planungstreffen für ein Messdienerwochenende.

Donnerstag

Auch diesmal wieder ein voller Terminkalender: 9 Uhr heilige Messe, 10 Uhr eine Beerdigung. (Anmerkung: Das Trauergespräch mit den Angehörigen hat am Sonntag vorher stattgefunden und drei Stunden gedauert.) Von 11 bis 13 Uhr Fachgespräch in der Jugendfachstelle des Bistums. Thema: Angebote in der Weiterbildung von Firmkatecheten. Nach der Mittagspause Teamgespräch der Seelsorger. "Da geht es immer um persönlichen Austausch, aber auch um Organisatorisches", erklärt Meik Schirpenbach. Das für 19.30 Uhr angesetzte Treffen aller Jugendseelsorger wurde kurzfristig verschoben. Eine gute Gelegenheit für den Priester, E-Mails zu beantworten – etwa 20 täglich -, Anrufe zu tätigen und mit der Vorbereitung seiner Predigt für den kommenden Sonntag zu beginnen.

Freitag

9 Uhr Gottesdienst, anschließendes Gespräch mit einem jungen Mann in einer persönlichen Krisensituation. Am Nachmittag Weiterarbeit an der Predigt und an einer Hochzeitsansprache. Am Abend Treffen in einer Ortsgemeinde innerhalb Bonns, bei dem eine Aktion der dortigen KJG zum 50-jährigen Bestehen vorbereitet werden soll, vorher gemeinsamer Gottesdienst.

Samstag

Ein Mammutprogramm, das zum Glück nicht jeden Samstag ansteht: 10 Uhr Gespräch mit einer Mitarbeiterin, 12.15 Uhr Trauung, 14.15 Uhr Taufe, 16 Uhr eine weitere Trauung, 18 Uhr Vorabendmesse.

Trotz des vollen Terminkalenders betet Meik Breitenbach wie alle Priester morgens, mittags und abends sein Stundengebet. "Dies gibt mir innere Struktur und Ordnung, ohne die ich mich total verzetteln und vereinnahmen lassen würde", sagt er. "Diese Zeit des Betens ist mir heilig, und da lasse ich mich auch nicht stören. Bei den oft sehr engen Terminen muss ein Priester gut koordinieren können. Wichtig ist deshalb auch, die Zeit, etwa bei einem Mitarbeitergespräch, zu begrenzen, um sich angemessen auf einen darauf folgenden Gottesdienst oder ein weiteres Gespräch vorbereiten zu können." Was ihn trägt und was ihm Halt gibt in diesem spannenden, aber auch anstrengenden Beruf? "Betrachtung, Anbetung, Schriftlesung, aber auch einige sehr gute und enge Freundschaften, die mich tragen", sagt Schirpenbach.

Von Margret Nußbaum